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grenze Sachsens und damit der niederen Bodenstufe unseres
Vaterlandes. Sie wird durch ein flaches Becken und eine Higel-
gruppe, also eine letzte Ein= und Aufsfaltung des Bodens gebildet,
zwei Formen, die wir heute zu einem einheitlichen Ganzen
verbinden, wenn wir von dem nördlichen Becken und Hügel-
lande Sachsens sprechen.
1. Wollt ihr Form und Ausdehnung dieses neuen Gebietes
erkennen, so achtet auf folgende Punkte der Umrandung! Im Süden
lehnt sich das Becken an die schon besprochenen Porphyrberge an.
Als deutlicher Markstein steigt im Südosten vor allem der Kolm-
berg auf. Ostlich reicht es bis zu den granitenen Höhen (von
Liebschütz), die es von der Elbniederung trennen. An der Nordseite
geht es in die preußische Ebene über und erhält nur im Nord-
westen durch die Hohburger Hügel einen bestimmteren Abschluß.
Westlich senkt es sich zur Muldenebene nieder, nach der sich auch
die meisten Abflußbäche aus dem Innern wenden. So entsteht ein
Oval, dessen gekrümmte Linie wir am einfachsten durch die Städte
Wurzen und ÖOschatz. Dahlen und Mutzschen (und Mügelu) be-
stimmen können. Die Längsachse desselben wird durch die älteste
Bahnlinie Sachsens gebildet, die von Dresden nach Leipzig führt
und in unserem Gebiete die Oststadt Oschatz mit der Weststadt
Wurzen verknüpft. Wie geringe Schwierigkeiten unser Becken der
Anlage dieser wichtigen Verkehrslinic entgegenstellte, könnt ihr an
der geraden Linienführung erkennen, welche im Gegensatze zu den
Gebirgsbahnen hier eine Tieflandsbahn bezeichnet. So fehlt nun
zwar unserem Becken die allseitig geschlossene Umrandung,
aber es treten doch als deutliche Naturgrenzen außer der
Muldenlinie besonders der Kolmberg und die Hohburger
Höhen hervor.
2. Abgesehen von den gehobenen Bergspitzen in der Umrandung
des Beckens und von einigen Porphyrzungen, die sich in das Innere
desselben erstrecken, zeigt es äußerlich lockere und weiche Bodeuschichten,
die aus Sand und Löß bestehen, denen Steingeröll ein= und auf-
gelagert ist. Daher erscheint das Ganze als eine einförmige Fläche,
die erst dadurch Leben gewinnt, daß sich der Boden mit grünen
Halmen schmückt und goldene Ahren trägt. Auf den sandigen
Marken sproßt das Heidekraut, Kiefern wölben ihre dunkelgrünen
Kronen und greifen zu prächtigen Waldungen zusammen. Der
fruchtbare Lößboden aber, der in der Nenzeit der Erde entstanden
ist, trägt saftige Feld= und Baumfrucht. Mitten aus dem Grün
des Waldes und der Felder aber leuchten als schönster Schmuck der
Niederung die zahlreichen Teiche und Seen auf. Denn die
glänzenden Wasserflächen sind von verschiedener Größe und werden
immer von dem niederen Gebüsch der Weide und Erle, oder von
den schwankenden Halmen des Schilfes umrahmt, die in die Flut
hinabsteigen und aus ihr die bräunlichen Blütenkolben heben.
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