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breiten. Diese drohen über uns hereinzubrechen, wenn wir in der
Höhe mit dem Auge das blaue Dach des Himmels suchen! Still
gleitet der Nachen auf dem schwarzen, ruhigen Wasser dahin. Ge-
stürzte Bäume ragen mit sperrigem Astwerk aus ihm auf und scheinen
nach uns zu greifen. Seichte Schlamminseln heben sich aus flacherem
Grunde und werden von den ausgebreiteten Blättern der fetten
Lattichpflanze überdeckt. Farnkräuter heben sich zwischen Steinblöcken
zu Manneshöhe auf und entfalten ihre feingefiederten Wedel. Die
Blütenbüsche der Spierstande duften, feuchtwarm umspielt die Luft
unsere Glieder, wir glauben uns in ein wildes Gebirgstal eines
fernen Urwaldes versetzt: Das ist ein bezauberndes Flußbild
an unfrer heimatlichen Grenze, das seinesgleichen im
mittleren Dentschland sucht, ein Kleinod am Oberlaufe
der Kirnitzsch, an deren Mündung wir schon Schandau
als glänzendes Juwel gefunden.
Schlußzusammenfassung: So hat sich Schandau am
Ausflusse der Kirnitzsch zu einem bedeutsamen Orte erhoben. Es ist
der erste wichtige Elbort Sachsens, von der böhmischen Grenze aus
gerechnet. Es ruht im Herzen der Sächsischen Schweize: es ist ein
Gebirgsort. Es be= und entladet Kähne und Schiffe und
Güterwagen der Bahn: es ist ein Verkehrsort. Es bietet Kranken
seine heilsame Quelle: es ist ein Badeort. Es öffnet Genesenden
sein mildes Tal: es ist ein Kurort. Es führt den Wanderer in
die schönsten Täler und Berge des Gebirges: es ist ein Rastort
und ein Schlüssel der Sächsischen Schweiz geworden.
IV. Lehrgedicht:
1. Komm, kranker Gast, zum Kirnißschgrund,
Da springen Quellen, die dich heilen,
Da ist erquickliches Verweilen,
Hier bleib’ und bade dich gesund!
4 Frisch wälzt der Elbstrom seine Flut,
Roch von der Berge Hauch durchdrungen.
Anf, Wand'rer! Nur hineingesprungen,
Das Strombad kühlt dein wallend Blutk!
3. Vom Hochland strömt ins Tal herein
Ein herzbelebend. luftig Wehen.
Wie köstlich, drin sich zu ergehen,
Zu tauchen Haupt und Glieder eln!
4. Nah'’ ist der Wald. Die Kiefer steigt
Mit Lärch’' und Tanne von der Höhe
Und drängt sich in der Menschen Nähe:
Wie atmet sich ihr Duft so keicht!
. Drum, kranker Gast, zum Kirnißschgrund,
Wo Wasser, Luft und Wald dich heilen!
Da ist erquickliches Verweilen!
Hier bleib’ und bade dich gesund!
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