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Trümmer eines Bergschlosses und eines Bergklosters und
ein gastliches Berghaus auf der Höhe: er ist die Krone
des Zittauer Zuges.
6. Am Nordfnße dieses Zuges schiebt sich ein weites Becken
ein, das früher vom Wasser überflutet wurde, jetzt im Osten mit
Braunkohlen gefüllt ist und außen eine fruchtbare Erdkruste trägt.
Da wogen die Saaten des Weizens, da grünen die Gemüse auf
offener Feldflur, da reift das Obst in den Grasgärten behäbiger
Dörfer! Die Mandau durchzieht das Fruchtgebiet, und die Stadt
Zittau (32 T.; = „Getreideort“) liegt in ihm eingebettet. In
der Mitte des Ortes steigen die hohen Türme der Johannis-
kirche auf, von deren einem aus wir die Becken= und Gebirgslandschaft
überschauen. Nicht weit von ihm steht im Stile eines mittelalter-
lichen Palastes das Rathaus der Stadt, dessen glänzender
Bürgersaal ein Ausdruck des Reichtums der Stadtgemeinde ist.
Ein Bad und eine Turnhalle sorgen für das leibliche Wohl,
Bürger-, Gelehrten= und Fachschulen für die geistige
Ausbildung, und umfassende Promenadenanlagen für die
Erholung der jüngeren und älteren Bewohnerschaft. In den
Fabriken wird besonders die Halbwolle zu glatten, einfarbigen
Orleanusstoffen gewoben. In der Glasmalerei entstehen farben-
prächtige Fenster für Kapellen und Kirchen. In der Gärtnerei
werden Blumen gezüchtet und Früchte gezogen. Das Garn, dessen
der Weber der Oberdörfer bedarf, das Getreide, welches die an-
grenzenden Felder erzeugen, die Kolonialwaren für die Krämer der
Dörfer kommen in Zittau in den Handel. Sechs Bahnlinien
laufen von der Stadt nach Böhmen, Schlesien und Sachsen hin
aus und führen die Fabrikate aus den Bergen hinaus und Reisende
in die Berge hinein. Zittau ist in seinen städtischen Bauten,
in den reichen Anlagen, in der Sorge für das Gemeinwohl,
in Fabriktätigkeit, Handel und Verkehr und seinem um-
fänglichen Besitzstande die schönste, belebteste und reichste
Stadt der Oberlausitz geworden.
Schlußzusammenfassung: Demnach haben wir in den
Zittauer Bergen einen gebirgsartigen Aufbau, in der Lausche cinen
schmucken Kegel, in Jonsdorf ein ländliches Bad, in dem Hochwald
eine mächtige Kuppe, in dem Oybin ein geschichtliches Kleinod und
in Zittau selbst die ansehnlichste Stadt des ganzen Bergzuges gefunden.
IV. Lehrgedicht:
1. Die grauen Nebelschleier 2. Und in des Waldes Rauschen,
Verjagt ein Morgenwehn. Der ihre Seiten deckt,
Geschmückt zur Frühlingsfeier Hörk man die Grüße tauschen
Hochwald und Lausche stehn. Beim Frührot, das sie weckt.
3. „So stehn wir manch Jahrtausend“, 4. Als zweier Länder Marke
Der breite Hochwald spricht, Zu halten trennend Wacht,
„Umtobt der Sturm uns brausend, Hat uns der ewig Starke,
Wir stehn und achten's nicht. Der Schöpser selbst gemacht.