Auhßerdeutsche Länder — Frankreich. 179
letzte Zufluchtsstätte des Königs von Neapel sein zu sollen schien. Nach
vier Monaten zog ich sie zurück, so würdig der Sympathie auch ein so
edel ertragenes königliches Mißgeschick sein mochte. Die Gegenwart unserer
Schiffe nöthigte uns alle Tage von dem von mir proklamirten Neutra-
litätssystem abzuweichen und gab zu irrthümlichen Deutungen Veranlassung.
In der Politik aber, wie Sie wissen, glaubt man kaum an irgend ein
rein uneigennütziges Auftreten. Dies ist die rasche Darlegung der allgemeinen
Situation“".
5. Febr. Marschall Bobquet .
13. „, Thouvenel erläßt an die Gesandten der Großmächte und der
Pforte die förmliche Einladung zu den Conferenzen über Syrien.
15. „ Eine offizisse Broschüre Laguéronnière's „Frankreich, Rom und
Italien“ instruirt den Prozeß gegen die weltliche Herrschaft des
Papstes, ohne indeß zu einem bestimmten Schluß zu gelangen:
„.. Italien und der Papst sind ohne einander nicht zu denken, nicht zu
begreifen; also müssen sie sich versöhnen. So lange das nicht geschehen
wird, so lange — oder wenigstens bis auf Weiteres — wird der Kaiser
„seinen Degen in Rom lassen, um die Sicherheit des hl. Vaters zu schützen“.
Mit Geduld wird er die nahe Stunde erwarten, wo die päpstliche Regierung
endlich zu unterscheiden wissen wird zwischen denen, die Alles gethan, Rom
zu Grunde zu richten, und denen, die Alles gethan haben, es zu retten“.
„ Die französischen Gerichte weisen die Klage der Familie Patterson
gegen die Erbschaft Jerome's ab.
17. „ Verhaftung des Hrn. Mires.
19. „ Erste Sitzung der syrischen Conferenz. Der türkische Gesandte
erklärt, in eine Verlängerung der französischen Occupation nur
dann einwilligen zu können, wenn der 1. Mai als der äußerste
Termin fixirt werde.
„ „ Erklärung des Bischofs Dupanlonp v. Orléans gegen die Bro-
schüre Lagucronniere's: "
„Frankreich kann den Papst noch vertheidigen. Will es dies Sagen Sie
es uns, mein Herr, zerreißen Sie den Schleier, welcher Ihre letzten Worte
bedeckt, lüften Sie dieses Geheimniß, welches aus den Ihrer wenig würdigen
eingewickelten Phrasen und Zweideutigkeiten hervorgeht. Wenn Sie die
Ausrechterhaltung der päpstlichen Souveränität wollen, so rathen Sie ein-
fach der Regierung des Kaisers, Piemont zu verbieten, dieselbe anzutasten.
Wenn dagegen die Abschaffung dieser antiken Gewalt Ihre Schlußfolgerung
ist, wenn in diesen traurigen Zeiten der erhabenste Repräsentant des Glaubens
und der christlichen Moralität geopfert werden soll, so sagen Sie es; wenn
dies Ihre Meinung ist, so unterstützen Sie sie“. *ê ·
27. „ Ein Hirtenbrief des Bischofs von Poitiers gegen die Broschüre
Laguéronnière's vergleicht den Kaiser Napoleon geradezu mit Pontius
Pilatus:
„Was würdet ihr zu einem Kinde sagen, geliebte Söhne, das öffentlich
gegen seinen Vater folgende Sprache führen würde: „„Mein Vater, Dein
ältester Sohn erklärt Dir im Angelichte der ganzen Welt, daß Du ein
eigensinniger und alberner Mensch bist und daß er Dich, ohne die unwandel-
bare Ehrfurcht, die er gegen Dich fühlt, morgen dem traurigen Loose preis-
geben würde, welches Deine Halsstarrigkeit und Deine Verblendung ver-
dient hat““. Das ist aber im Wesentlichen und fast wörtlich die Sprache,
die in diesem Augenblick ein Schrifsteller, der sich für das offizlöse Organ
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