Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Oesterreich. 151 
„1. In Tyrol Estett leine Pfarrgemeinde der evangelischen Kirche, weder 
augsburgischen noch helvetischen Bekenntnisses, und es soll auch in Zukunft 
in diesem Lande keine akatholische Gemeinde oder Filiale sich bilden dürfen. 
2. Die Evangelischen, die sich in Tyrol aushalten, gehören hinsichtlich ihres 
össentlichen Gottesdienstes, Kirchen-, Unterrichts-, Wohlthätigkeits-Anstalten, Stif- 
tungen, Fonds und Vereine, hinsichtlich Gemeindeversammlungen, Gemeinde- 
vertretung und Presbyterium zu der ihnen am nächsten liegenden Gemeinde 
ihres Bekenntnisses einer andern österreichischen Provinz. In Tyrol ist ihnen. 
nur das Religions-Privat-Exercitium gestattet. 3. Das protestantische Bethaus 
in Meran bleibt der Benützung der dort weilenden Nichtkatholiken als Privat- 
Oratorium anheimgestellt. 4. Akatholiken können in Tyrol unbewegliches Ei- 
genthum erwerben, müssen jedoch von Fall zu Fall sich die Erlaubniß durch 
ein Landesgesetz erwirken.“ Weiter heißt es in dem Beschluß: „Der Landtag 
theilt zwar noch immer die Ueberzeugung, daß die Ausnahms-Bestimmungen 
auf Grund des bisherigen gesetzlichen und thatsächlichen Ausnahmszustandes 
und des Allerhöchsten Handschreibens vom 17. Sept. 1859 nach §. 17 der 
Landesordnung zu sanctioniren wären, betritt jedoch, ohne Landesrechte auf- 
zugeben, im pflichtschuldigsten Gehorsam den ihm durch den allerhöchsten Land- 
tagsabschied vom 13. Juni 1861 vorgezeichneten Weg des KF. 19 der Landes- 
ordnung, und stellt hiemit die unterthänigste Bitte, Eure k. k. apostol. Majestät 
wolle diesen Gegenstand im Sinne und Wortlaute des erwähnten Landtags- 
abschiedes durch allerhöchsteigene und unmittelbare Würdigung 
zu erledigen geruhen.“ 
26. Febr. Feier des Jahrestags der Reichsverfassung. Dieselbe findet dieß- 
mal in Böhmen ohne Widerstand, in Galizien nur von Seite der 
Nuthenen, in Siebenbürgen nur von Seite der Sachsen statt. 
28. „ Antwort Oesterreichs auf die Anklage der preußischen Circular= 
Depesche vem 24. Januar) bezüglich der Stellung zu Deutschland 
(s. Deutschland.) 
1. März. (Ungarn). Eine Deputation des Pesther Handelsstandes 
richtet an den Kaiser das Gesuch um Wiederherstellung der deut- 
schen allgemeinen Wechselordnung und um die Einführung des 
deutschen Handelsgesetzbuches. 
(Siebenbürgen). Der siebenbürgische Hoskanzler ermächtigt 
den Bischof Schaguna, einen Congreß der Rumänen einzuberufen. 
9. „ (Tyrol). Die Abgeordneten aus Wälschtyrol beantragen am 
Landtage die Trennung desselben in zwei Abtheilungen, die eine 
für Deutsch-, die andere für Wälschtyrol. 
(Böhmen). Der Landtag verwirft mit 130 gegen 70 Stim- 
men einen Antrag Palacky's und der czechischen Partei auf Revision 
des Landtagswahlgesetzes. 
16. „ (Venetien). In Wien werden Conferenzen mit Vertrauens- 
männern aus Venetien zur Berathung eines Landesstatuts eröffnet. 
„ „ (Vorarlberg). Der Landtag von Vorarlberg spricht sich ein- 
stimmig gegen das Jesuitengymnasium in Feldkirch aus. 
„ „ (Ungarny). Die Judercurial-Conferenz in Pesth schließt, ohne 
dem Begehren des Handelsstandes gerecht zu werden, ihre Bera- 
thungen, indem der Judex curiae, Graf Apponyi, als Ergebniß der 
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