152 Oesterreich.
Conferenz constatirt, daß die Octroyirung irgend einer gesetzlichen
Maßregel nicht gewünscht werde und lediglich die ehebaldigste Be-
rufung einer Commission von Richtern in Aussicht stellt, welche die
einzelnen Artikel des ungarischen Wechselrechts revidiren und eine
entsprechende Vorlage machen soll.
21. März. (Böhmen). Ein Antrag des Abg. Rieger und der czechischen
v Partei für Einberufung der Landtage von Ungarn, Croatien, Sie-
benbürgen und Venetien wird am böhmischen Landtag mit 138
gegen 63 Stimmen verworfen. 1
26. „ (Tyrol). Sämmtliche auf dem Landtage nicht erschienene Ab-
geordnete Wälschtyrols legen ihr Mandat nieder.
28. „ (Ungarn). Mehr als 50 Mitglieder des Landtags von 1861,
Magnaten und Abgeordnete, überreichen dem damaligen Führer der
Maojorität, Franz Deak, ein Landtagsalbum. Anrede des Baron
Eötvös, Antwort Deak's. Beide Reden bezeugen, daß die dama-
lige Majorität noch immer auf demselben Standpunkte steht und an
den Gesetzen von 1848 noch immer entschieden festhält.
29. „ (Ungarn). Diejenigen Pesther Blätter, welche die Reden von
Eötvös und Deak vom vorhergehenden Tage mittheilen, werden mit
Beschlag belegt, die Druckereien derselben versiegelt.
8. April. (Venetien). Schluß der Berathungen der in Wien ver-
sammelten Conferenzen über ein Landesstatut für Venetien.
„ „ (Ungarn). Der Judes curiae, Graf Apponyi, wird entlassen
und Graf Andrassy an seine Stelle ernannt. »
12. „ Oesterreich unternimmt gemeinsam mit Frankreich und England
eeinen ersten Schritt bei Rußland zu Gunsten Polens.
« Depesche des Grafen Rechberg an den österr. Geschäftsträger in
St. Petersburg: „Seit der Niederlage und Zersprengung der ihrer Zahl und
Organisation nach bedeutendsten bewaffneten Banden darf man annehmen, daß
der Aufstand in Polen auf weniger ernsthafte Proportionen zurückgeführt ist.
Diese Thatsache, welche die russische Regierung der bis dahin auf ihre Würde
und die militärische Ehre zu nehmenden Rücksichten enthebt, gestattet uns
heute, Ihre Aufmerksamkeit auf den unheilvollen Einfluß zu lenken, welchen
die Unruhen in Polen auf unsere eigenen Provinzen üben. In der That ist
es unmöglich, daß Galizien nicht von so beklagenswerthen Ereignissen berührt
werde, wie sie sich in der unmittelbaren Nähe seiner Grenzen erfüllen. Es
sind auf diese Weise der kaiserlichen Regierung ernste Verlegenheiten bereitet
worden, und sie muß deßhalb einen ganz besonderen Werth darauf legen,
deren Wiederverkehr verhütet zu sehen. Das Petersburger Cabinet wird ohne
Zweifel selbst die Gefahren der periodischen Zuckungen anerkennen, welche Polen
in Aufregung bringen, und es wird einsehen, daß es an der Zeit ist, auf die
Mittel Bedacht zu nehmen, Lenen dadurch ein Ziel zu setzen, daß man den
Rußland unterworfenen polnischen Provinzen die Bedingungen eines dauer-
haften Friedens gewährt. Man würde in dieser Weise unheilvolle Consequen=
zen für ganz Curfpa und für die unmittelbar unter jenen Conflicten leiden-
den Länder vermeiden; Conuflicte, welche gleich dem, den wir eben jetzt zum
Ausbruch kommen gesehen, die unvermeidliche Wirkung haben, in einer für die
Cabinette beunruhigenden Art die öffentliche Meinung aufiuregen, und wohl