Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Desterreich. 157 
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gesetzlichen Rekrutirungssystems. Mehrere von den Bestimmungen dieses Pro- 
grammes bilden einen Theil des Entwurfes, welchen das Cabinet von St. 
Petersburg selbst seiner Haltung vorgezeichnet hat, andere enthalten. Vortheile, 
welche dasselbe verheißen oder hat hoffen lassen; keine endlich überschreitet 
das Maß dessen, was die Verträge zu Gunsten der Polen festgesetzt haben. 
Wir überlassen uns daher gern der Ueberzeugung, daß diese Vorschläge von 
dem russischen Hofe als Grundlagen jenes Austausches von Ideen, wozu der- 
selbe sich geneigt gezeigt hat, aufgenommen werden..“ 
20.—29. Juni. (Tyrol). Feier des Jubiläums des Concils von Trient. 
Die Glaubenseinheitspartei überreicht der bischöflichen Versammlung 
durch eine Deputation eine Adresse. 
21. Juni. Der bisherige Präsident des Abg.-Hauses, Professor Hasner, 
24. 
25. 
26. 
wird zum Präsidenten des Unterrichtsrathes ernannt. 
„ Das Herrenhaus genehmigt die ihm vorgeschlagene Antworts- 
Adresse fast ohne Discussion mit allen gegen 3 Stimmen: 
„Vertrauensvoll der Zukunft ins Auge blickend, wünschen wir mit Ew. 
Maj. die Erhaltung des ungestörten Friedens, unter dessen Segnungen wir 
die zweite Session beginnen. Zwar werfen unheilvolle Kämysfe in einem 
Nachbarreiche ihre drohenden Schatten über unsere Grenzen; aber wir ver- 
trauen, die Regierung Ew. Majestät werde im Verfolge ihres Vorgehens auch 
fernerhin mit staatsmännischem Blicke inmitten aller trüben Verwicklungen 
jedem wahrhaft berechtigten Anspruche des nationalen und kirchlichen Lebens, 
sowie den Interessen der Menschlichkeit ihre thätige Theilnahme widmen, zu- 
gleich aber die Sorge für Erhaltung des uns so kostbaren Friedens mit 
der kraftvollen Wahrung der Integrität des Reichs zu vereinen wissen. Mit 
warmer Theilnahme begleiten wir die erfreulichen Fortschritte der Verhandlun- 
gen der Bundescommission zur Herstellung einer allgemeinen deutschen Ci- 
vilprozeßordnung noch überdies auch darum, weil deren glückliche Erfolge 
die alten Fundamente, auf denen Oesterreichs Stellung zu Deutschland 
beruht, neu befestigen und die tausendjährige Verbindung in unauflöslichem 
Bundesverhältnisse stehender Länder noch inniger knüpfen.“ 
Eine Erklärung von 11 Mitgliedern der czechischen Partei, in 
welcher dieselben mit Bezug auf ihre Bedenken gegen die Compe- 
tenz des Reichsrathes die Gründe darlegen, weßhalb sie an dessen 
Sitzungen nicht theilnehmen können, wird vom Abg.-Hause nicht 
anerkannt. — Beginn der Adreßdebatte im Abg.-Hause, Rede 
Grocholski's über die polnische, Rede Berger's über die deutsche Frage. 
„ Fortsetzung der Adreßdebatte im Abg.-Hause. Trotz einer Er- 
läuterung des Abg. Grocholski zu seiner Rede vom vorigen Tage 
wird ein Amendement des Abg. Herbst zu dem Passus über Polen 
angenommen: 
„Das Abgeordnetenhaus erkennt in dem gemeinsamen Vorgehen Oester- 
reichs mit England und Frankreich in den gegenwärtig ganz Europa bewe- 
genden Angelegenheiten des Königreichs Polen einen Ausdruck weiser und 
gerechter Politik nach Außen, und wenn die kaiserl. Regierung, unveränderlich 
festhaltend an der Integrität des Reiches, für die Forderungen der 
Menschlichkeit und die gerechten Ansprüche eines schwer mißhandelten Nachbar- 
stammes auf Sicherung seiner nationalen und religiösen Bedürfnisse mit an- 
deren Mächten das Wort erhebt, so wurde damit nicht nur den Sympathien 
und Wünschen der Bewohner Oesterreichs entsprochen, sondern es werden auf 
diesem Wege auch die wahren Interessen des Reiches und der Weltfrieden ge-
	        
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