Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

158 Oesterreich. 
fördert. Wir erblicken mit Freude hierin einen neuen Beleg, daß die kaiserl. 
Regierung ein System der äußeren Politik angenommen, in welchem nur die 
Interessen der Völker des Reichs maßgebend sind." 
Rede des Grafen Rechberg über die Leitung der auswärtigen 
Politik. Ein Amendement des Abgeordn. Winterstein bezüglich der 
Zollfrage: 
„Mit nicht minder reger Theilnahme sieht das Abgeordnetenhaus den Er- 
folgen jener Bemühungen entgegen, welche die kaiserl. Regierung zur Wah- 
rung der österreichischen Rechte und Interessen der Umbildung des Handels- 
vertrags mit den FZollvereinsstaaten gewidmet hat“ 
und ein Amendement des Abgeordneten Brinz bezüglich der deut- 
schen Frage: 
„Mit reger Theilnahme verfolgt das Abgeordnetenhaus die Bemühungen 
der kaiserl. Regierung, die Reform des deutschen Bundes zur Wirklichkeit zu 
machen, um damit dem innern Bedürfniß eines großen Theils der österrei- 
yhischen Staatsbürger und der Machtstellung des ganzen Reichs gerecht zu 
werden“ 
werden verworfen und dagegen der Ausschußantrag angenommen: 
„Mit reger Theilnahme verfolgt das Abgeordnetenhaus die Bemühungen 
der kaiserl. Regierung, die Verhältnisse des deutschen Bundes und 
seiner Zollgebiete in entsprechender Weise fortzubilden, und damit den 
Anschauungen eines großen Theils seiner Staatsbürger und der Machtstellung 
des ganzen Reichs gerecht zu werden.“ 
27. Juni. Schluß der Adreßdebatte. Der Abg. Schindler bedauert, daß 
das versprochene Gesetz zur Regelung der confessionellen Verhältnisse 
noch nicht vorgelegt sei. Der Staatsminister antwortet, eine Com- 
mission zu Regelung der confessionellen Verhältnisse, welche aus 
drei Katholiken und drei Protestanten unter seinem Vorsitze zusam- 
mengesetzt gewesen, sei in der freisinnigsten Weise vorgegangen und 
es sei alle Aussicht vorhanden, daß die Mission des Bischofs Feßler 
nach Rom zu einem guten Resultate führen werde; der Gesetzes- 
entwurf werde seiner Zeit dem Reichsrathe vorgelegt werden. Der 
Schluß der Adresse wird nach dem Antrage des Ausschusses vor- 
genommen: « 
„Der erfreuliche Aufschwung auf dem Gebiete des geistigen und materiellen 
Lebens unter dem Schirme freiheitlicher Institutionen wird seine fruchtbrin- 
genden Rückwirkungen nicht vermissen lassen; je mehr diese Institutionen sich 
entfalten und einleben, je mehr ihr Geist auch die Wirksamkeit aller Regie- 
rungsorgane durchdringt, desto sicherer werden diese Rückwirkungen sein. Das 
geistige Leben bedarf aber auch einer weiter schreitenden Reform des Unter- 
richtswesens, und das Abg.-Haus kann nicht unterlassen, eine den gegen- 
wärtigen politischen Institutionen des Staates entsprechende Regelung des 
Vereinsrechtes, sowie der Verhältnisse der Confessionen unter sich 
und zur Staatsgewalt als eine dringende Nothwendigkeit voranzustellen. Die 
wirthschaftlichen Interessen erheischen die endliche Vornahme der schon in der 
abgelaufenen Session in Aussicht gestellten Aenderung der Zinsgesetzgebung; 
die Eisenbahnen bedürfen der Ausdehnung und Vervollständigung, dann 
neuer legislativer Bestimmungen, um, ohne den Unternehmungsgeist zu läh- 
men, die Vortheile dieser Verkehrsmittel der Bevölkerung ergiebiger zuzuwen- 
den, namentlich aber der Volksvertretung bei der Errichtung neuer Linien den 
ihr gebührenden Einfluß zu sichern. Mehr noch als auf anderen Gebieten
	        
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