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null und derselbe nur eine Puppe in der Hand der Franzosen sei,
die daher für alles verantwortlich seien, was dort geschehe.
15. Mai. Lord Palmerston erklärt sich im Unterhause für die Forderung
des Sultans bezüglich des Suezeanals.
„ Erste Conferenz der drei Schutzmächte Griechemlands zu Lon-
don: der griechische Thron wirb für erledigt erklärt.
5.—28. Mai. Diplomatische Correspondenz zwischen Graf Russel und dem
brasilianischen Gesandten. Der kletztere fordert schließlich
seine Pässe.
16.
5. Juni. Dritte Conferenz der griechischen Schutzmächte zu London:
Feststellung der Bedingungen, unter welchen Prinz Wilhelm von
Dänemark als König von Griechenland anerkannt wird.
16. „ Die japanische Regierung hat die von England für den Mord
Nichardson's verlangte Entschädigungssumme bezahlt, verweigert da-
gegen die Auslieferung der Mörder, unter dem Vorwande, daß sie
derselben nicht habhaft werden könne.
17.—18. Juni. England, Frankreich und Oesterreich richten zum zweiten-
mal wesentlich gleichlautende Noten an Rußland, nachdem
sie sich in Folge längerer Unterhandlungen über sechs Punkte als
Basis der Unterhandlungen auf einer Conferenz der acht Mäßhte,
welche den Wiener Vertrag unterzeichnet haben, geeinigt hatten,
welchen Punkten England seinerseits noch die Forderung der Pro-
clamation eines provisorischen Waffenstillstandes beifügt.
Englische Depesche: „.. . Die Regierung IJ. Maj. wünscht nicht,
eine fruchtlose Discussion fortzusetzen. Ich werde also über jede auf meine
vorhergegangene Depesche bezügliche Controverse hinweggehen; ich werde es
nicht unternehmen, in dieser gegenwärtigen Mittheilung den genauen Sinn
des Artikels im Wiener Vertrage zu bestimmen, der Polen betrifft. Die Re-
gierung J. Maj. wünscht mit dem Kaiser von Rußland eine praktische Lösung
für eine sehr schwierige und höchst wichtige Aufgabe zu finden. Es ist
keine leichte Sache, das verlorene Vertrauen und den Frieden, der gegenwirtig
von allen Seiten gebrochen ist, wieder herzustellen. Die Regierung J. Maj.
würde sich eines großen Dünkels für schuldig halten, wenn sie das Vertrauen
ausspräche, daß vage Erklärungen, wohlwollende Absichten, ja selbst die Aus-
führung einiger weisen Gesetze auf den Geist der Polen eine genügende Wir-
kung zur Rückführung des Friedens und des Gehorsams üben würden. Unter
den gegenwärtigen Umständen glaubt die Regierung J. M., daß man nichts-
destoweniger das folgende Project von Maßnahmen als Basis der Pacification
annehmen müsse: (Folgen die sechs Punkte. s. Oesterreich.) Diese sechs Punkte
könnten dazu dienen, auf Maßnahmen zu führen, die nach einer ruhigen und
erschöpfenden Berathung getrossen werden sollen. Aber es ist schwer, ja
beinahe unmäglich, das nöthige Vertrauen und die nöthige Ruhe zu gewinnen,
so lange die Leidenschaften von Tag zu Tag sich steigern, der Haß tödtlich wird,
und der Entschluß, zu siegen oder zu sterben, sich mit einer mehr und mehr
ernstlichen Hartnäckigkeit bestärkt. .. Das Erste, was zutihun ist, ist nach der
Meinung der Regierung J. M. eine Einstellung der Feindseligkeiten herzustellen.
Diese Einstellung könnte im Namen der Menschlichkeit durch eine Proclama=
tion des Kaisers von Rußland, ohne seiner Würde dadurch Abbruch zu thun,