Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

188 Frankreich. 
Schritt der Cabinette einer vorhergehenden Verabredung untergeordnet werde, 
legt übrigens Zeugniß von den Gesinnungen ab, die uns bei einer Sache 
beseelen, welche unsererseits weder eine besondere Politik, noch ein vereinzeltes 
Handeln bedingt.“ 
17.—19. März. Polendebatte im Senat. Reden des Prinzen Napoleon 
und des Sprechministers Billault. Der Senat geht über die ein- 
gereichten Petitionen für Polen mit 113 gegen 17 Stimmen zur 
DTeeoagesordnung über. . 
20. März. Der Kaiser erklärt ausdrücklich seine Zustimmung zu der Rede 
Billaults gegen den Prinzen Napollon. 
10. April. Frankreich, England und Oesterreich haben sich 
zu einem gemeinsamen Schritte gegen Rußland zu Gunsten Polens 
geeinigt. (s. England und Oesterreich.) 
Französische Depesche an Rußland: „. . Was die Erhebungen 
Polens charakterisirt, und was ihnen eine exceptionelle Bedeutung verleiht, ist, 
daß sie nichts als das Resultat einer vorübergehenden Krisis darstellen. Wir- 
kungen, die fast genau in derselben Weise in jeder Generation sich wiederholen, 
können nicht auf rein zufällige Ursachen zurückgeführt werden. Diese periodisch 
gewordenen Zuckungen sind das Symptom eines eingewurzelten Uebels, sie 
bezeugen die Ohnmacht der Combination, welche man seither ausgesonnen, 
um Polen mit der Stellung auszusöhnen, die man ihm gegeben. Anderer- 
seits sind diese nur zu häufigen Störungen, so oft sie zum Vorschein kommen, 
ein Gegenstand der Besorgniß und der Beunruhigung. Polen, mit seiner 
Lage im Mittelpunkte des Festlandes, kann nicht eine Beute der Agitation 
sein, ohne daß auch die verschiedenen ihm benachbarten Staaten unter einer 
Erschütterung leiden, deren Rückschlag sich in ganz Europa fühlbar macht. 
Das ist zu allen Zeiten geschehen, wo die Polen zu den Wassen griffen, und 
diese Conflicte — Beweis dessen ist der Conflict, von dem wir in diesem 
Augenblick Zeugen sind — haben nicht nur die Folge, daß sie in beunruhi- 
gender Weise die Gemüther aufregen, sondern sie können, wenn sie länger 
dauern, auch die Beziehungen der Cabinette stören und die beklagenswerthesten 
Verwicklungen provociren. Es liegt deßhalb im gemeinsamen Interesse aller 
Mächte, eine unaufhörlich wiederkehrende Gefahr definitiv beseitigt zu sehen. 
— Mir geben uns gern der Hoffnung hin, daß der russische * Erwägun- 
gen, die seine Aufmerksamkeit in so hohem Grade verdienen, mit demselben 
Gesühl entgegennehmen wird, wie das ist, welches sie uns eingab. Er wird 
sich, wir vertrauen darauf, von den liberalen Absichten beseelt zeigen, von 
welchen die Regierung Sr. Maj. des Kaisers Alexander schon so glänzende 
Beweise abgelegt, und er wird in seiner Weisheit anerkennen, daß es an der 
Zeit sei, sich nach den Mitteln umzusehen, Polen die Bedingungen eines 
dauerhaften Friedens zu gewähren.“ . 
26.—27. April. Antworten Rußlands auf die Depeschen der drei Mächte 
zu Gunsten Polens. (s. Nußland.) 
28. „ Der gesetzgebende Körper hat das ganze Budget in vier Sitzungen 
erledigt und genehmigt es schließlich mil 240 gegen 7 Stimmen. 
1. Mai. Die Agitation für die bevorstehenden Neuwahlen zum ge- 
setzgebenden Körper fangen in Paris an lebhaft zu werden. 
Der Moniteur erinnert daran, daß Versammlungen von mehr als 
20 Personen für die Wahlen gesetzlich verboten seien.
	        
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