Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

192 Frankrrich. 
Grund darin, daß er unsere Hilfsmittel ausgezeichnet zu verwenden wußte; 
denn das össentliche Gedeihen und eine gute Finanzverwaltung können eines 
ohne das andere nicht bestehen... Die Flnanzlage Frankreichs ist also ebenso 
fest begründet, als das Ergebniß der Thätigkeit des Kaiserreichs glänzend ist. 
Dies ist die Wahrheit, dies wird das biedere französische Volk begreifen, und 
dies wird die Geschichte jzum Ruhm des Kaisers dereinst verkündigen.“ 
31. Mai. Der mericanische Präsident Juarez verzichtet nach dem Fall 
von Puebla auf die Behauptung von Merico und zieht sich nach 
S. Luis Potosi zurück. Die Hauptstadt von Merico steht dadurch 
den Franzosen offen. (s. Mexico.) 
31. Mai u. 1. Juni. Allgemeine Wahlen zum gesetgebenden Körper 
in ganz Frankreich. Die Regierung erleidet in Paris eine ecla- 
tante Niederlage, indem sie in der Hauptstadt auch nicht Einen 
ihrer Candidaten durchsetzt; Thiers ist in Parik, Berryer in 
Marseille gewählt. Im Ganzen ist indeß der Sieg der Regierung 
vermöge der rücksichtlosesten Wahlbeeinflussung ein überwältigender. 
3. Juni. Der Cultminister richtet ein tadelndes Rundschreiben an die 
sieben Erzbischöfe und Bischöfe wegen ihres Wahlmanifestes. 
Antwort des Erzbischofs von Tours auf des Tadelsschreiben 
des Cultministers. 
12. „ Das Wahlmanifest der sieben Bischöfe wird dem Staatsrath 
üÜberwiesen. « 
15. „ Von den 10 Nachwahlen zum gesetzgebenden Körper fallen 
trotz aller Anstrengungen der Regierung 6 zu Gunsten der Oppo- 
sition aus. Paris ist nunmehr ausschließlich oppositionell vertreten 
und in Bordeaux wird der Oppositionscanditat nur mit 40 Stimmen 
geschlagen. Das Gesammtresultat ergibt die Wahl von 249 Regie- 
rungscandidaten Und von 34 wider Willen der Regierung Gewählten. 
17/18. „ Frankreich, England und Oesterreich haben sich zu 
einem zweiten gemeinsamen Schritt gegenüber Rußland geeinigt, 
nachdem Frankreich und England die von Oesterreich vorgeschlagenen 
sechs Punkte als Grundlage von Unterhandlungen acceptirt hatten. 
Wie England regt auch Frankreich überdieß die Nothwendigkeit 
eines Waffenstillstandes während der Unterhandlungen an. 
Depesche der franz. Regierung: „Die Antwort des St. Peters- 
burger Cabinettes auf die gleichzeitigen Mittheilungen, welche die drei Höfe 
von Frankreich, England und Oesterreich über die Ereignisse in Polen ihm 
zugehen ließen, hat unsere Erwartung nicht getäuscht. Indem es den Ge- 
fühlen, welche uns geleitet und welche nach seinen eigenen Erklärungen keiner 
menschenfreundlichen Regierung fremd sein können, volles Recht widerfahren 
ließ, nahm es keinen Anstand, uns die Versicherung seiner tiefen Betrübniß über 
eine solche Lage der Dinge und seines heißen Wunsches, dieser Lage ein schleu- 
niges Ende zu machen, zu ertheilen. Wir hatten die Weisheit und gleichzeitig 
die liberalen Absichten des Kaisers Alexander angerufen, indem wir es als 
zeitgemäß bezeichneten, die Bedingungen aufzusuchen, unter welchen den so 
schwer vom Geschicke heimgesuchten und der Theilnahme so würdigen Ländern 
Ruhe und Frieden zurückgegeben werden könnten. Der russische Hof erklärt 
uns, daß nichts seinen Wünschen mehr entspreche, und mit den Mächten über
	        
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