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4rankreich.
zeitig gerechten und mächtigen Beweggründen seiner erleuchteten Fürsorge an-
zuempfehlen uns veranlaßt sahen. Denn, einmal der Entscheidung durch die
Gewalt entzogen, welche sie vielleicht wieder einmal mehr abschneiden würde,
als sie zu lösen, träte diese Frage von jetzt an in die Bahn der freundschaft-
lichen Discussion, die einzig geeignet ist, eine bis jetzt vergeblich gesuchte Lösung
herbeizuführen, und die der Aufklärung unserer Zeit, wie der großherzigen
Gesinnungen aller Cabinette würdig wäre."
20. Juni. Die französische Regierung faßt in einer gleichzeitig nach Lon-
don und Wien gerichteten Depesche die Eventualität eines Miß-
erfolgs ins Auge, welchen sowohl eine unmittelbare Ablehnung der
Forderungen der 3 Mächte vom 17. Juni von Seite Rußlands
als die Möglichkeit eines negativen Ergebnisses der vorgeschlagenen
Conferenzen darstellen könnte, wünscht, daß die Bande, welche die
Mächte in der polnischen Frage verbänden, noch enger gezogen wer-
den möchten und schlägt die Redaction eines diplomatischen Aktes,
sei es einer Convention oder Protokolls vor, mittelst dessen die drei
Höfe feierlich die Verabredung erneuern würden, Polen in die Lage
eines festen und dauerhaften Friedens zu versetzen und zur Er-
reichung dieses Ziels ihre Streitkräfte zu vereinigen, falls die Mittel
der Ueberredung erschöpft wären.
21. „ Die französische Regierung zieht in einer an das österreichische
Cabinet gerichteten Depesche die Gründe der Behutsamkeit in Er-
wägung, mit welchen die Vorsicht dem Wiener Hofe rathe in der
polnischen Frage vorzugehen. Die Würde der 3 Mächte erheische,
ihre Vorschläge an Rußland aufrecht zu erhalten. Frankreich sei
bereit, Oesterreich jede Unterstützung- zuzusichern, auf welche es nütz-
licherweise bei allen Eventualitäten rechnen könnte; es sei bereit,
Oesterreich die Garantie zu geben, welche es ein Recht haben
würde, in dem Falle zu verlangen, daß seine geographische Lage es
gewissen Gefahren aussetzen würde. Indem Frankreich vorschlage,
das Band der beiderseitigen Kräfte noch enger zu schließen, glaube
es Oesterreich alle Sicherheiten anzubieten, welche dasselbe für seine
Interessen fordern könne.
24. „ Modification des Ministeriums: Der Kaiser läßt das
Institut besonderer Sprechminister im Wesentlichen fallen. Der bis-
herige Sprechminister Billault wird statt Walewski zum Staats-
minister ernannt, mit der Aufgabe, zugleich die Regierung im gesetz-
gebenden Körper zu vertreten; Herr. Delangle als Justizminister
wird durch Herrn Baroche, Graf Persigny als Minister des Innern
durch Herrn Boudet, Herr Rouland als Unterrichtsminister durch
Herrn Duruy ersetzt, endlich Herr Rouher zum Staatsrathspräsi-
denten ernannt.
3. Juli. General Forey wird zum Marschall von Frankreich ernannt.
3.
„V Ablehnende Antwort Rußlands auf die zweiten übereinstimmenden
Depeschen Frankreichs, Englands und Oesterreichs. (s. Rußland.)