10. Däncmarke.
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5. Jan. Die Vermittlungsvorschläge Englands in der deutsch-
dänischen Streitfrage werden von der dänischen Regierung wieder-
holt entschieden abgelehnt (s. Jahrg. 1862 S. 235 und 318):
Depesche Hall's an den dänischen Gesandten in London:
„ . Lord Russel versichert uns abermals, daß das britische Cabinet den
Wunsch hegt, die Existenz und Integrität Dänemarks zu erhalten; aber diese
Integrität würde Lord Russel durch seinen Vorschlag unfehlbar vernichten,
indem er die Monarchie in eine Anzahl von Bestandtheilen spalten will,
die jeder einzeln in Wirklichkeit alle Attribute der Souveränetät besitzen und
nur durch einen Staatsrath verbunden sein würden, eine Art gemeinsamer
Repräsentativversammlung zwar, die aber, von Anfang an, zur Ohnmacht
verdammt, in kurzer Frist ganz zu bestehen aufhören würde. Ich bedaure es
sagen zu müssen, aber Lord Russel's letzte Depesche sieht ganz darnach
aus, als ob er diese Zerstückelung der Monarchic schon als vollendete That-
sache betrachtete. Er geht in der That von der Idee aus, daß nur eine durch
die Person des Souveräns allein verknüpfte Union von Staaten vorhanden
sei, und durchaus nicht von dem bis jetzt durch das europäische Staatsrecht
ausschließlich anerkannten Princip, daß die dänische Krone eine Einheit reprä-
sentirt. Kurz, jene Monarchie, die das britische Cabinet zu erhalten wünscht,
würde durch Lord Russel's Vorschlag ihrer Unabhängigkeit, ihrer Lebenskraft
beraubt, indem er eine Regelung der constitutionellen Angelegenheiten begün-
stigt, die sich durch nichts empfiehlt, als daß sie von den deutschen Mächten
in Vorschlag gebracht worden ist. — Es steht uns nur Ein Weg offen, und diesen
einzuschlagen, hat die kgl. Regierung sich gewillt erklärt. Wir müssen uns
einerseits der Nothwendigkeit fügen, denholsteinischen Ständen die vom Bun-
destage für sie geforderte Stellung einzuräumen, aber mit den Vorbehalten, die
erforderlich sind, damit diese Provinz nicht Herr und Schiedsrichter der übri-
gen Monarchie werde. Andrerseits muß Schleswig von der Einwirkung des
Bundes ausgeschlossen und bezüglich der gemeinsamen Angelegenheiten in seinen
constitutionellen Beziehungen zum Königreiche bleiben. Der erste Punkt wird
jeden Vorwand zu einer Bundesexecution in Holstein aufheben. Der zweite
ist für die Existenz des dänischen Staats eine unumgängliche Bedingung.“
16. Jan. Die dänische Regierung lehnt auch gegenüber Rußland, das sie
befürwortet hatte, die englischen Vermittlungsvorschläge
in der deutsch-dänischen Streitfrage entschieden ab:
Depesche Hall's an den dänischen Gesandten in St. Peters-
burg: „ . Meine Antwort an die engl. Regierung zeigt, wie irrig die Mei-
nung sein würde, die im Bundestage in Frankfurt die oberste schiedsrichterliche
Gewalt in allen Verfassungsangelegenheiten in den zum Bunde gehörigen
Ländern sähe. Was wir über den Streit gesagt haben, der einmal zwischen
den deutschen Großmächten und dem Bunde entstehen könnte, wenn dieser sich