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Tuͤrkei.
nahmen und Ausgaben des Landes votirt werde. Ebenso hat Ihnen Meine Regie-
rung eine Reihe von organischen und Unificirungsgesetzen vorgelegt, die das Land
schon seit vier Jahren mit gerechter Sehnsucht erwartet. Mit Bedauern aber
muß Sch constatiren, daß die Kammer den Boden praktischer Arbeiten verlassen
hat. Ihre Kraft und Ihre Thätigkeit ging in politischen Discussionen, im
Streit von Parteien und Persönlichkeiten verloren, und trotz der lobens-
werthen Bestrebungen einiger aus Ihrer Mitte, deren Intentionen und Er-
gebenheit Ich zu schätzen weiß, wurde eine kostbare Zeit ohne irgendwelches
nützliche Resultat vergeudet. Die außerordentliche Session des Monats No-
vember, so wie die ordentliche der Monate December, Januar und Februar
sind zu Ende, ohne daß das Budget votirt und die verschiedenen zum Theil noch
aus früheren Sessionen rückständigen Gesetzvorlagen in Berathung gezogen
wären. Ohne der Kammer Böswilligkeiten gegen die Executive oder Unkennt-
niß ihrer Pflichten zuzuschreiben, finde Ich, daß unsere Unerfahrenheit, unsere
Ungeduld und die unkluge Ueberstürzung unserer Fortschrittsbestrebungen uns
von der von neuem den Rumänen auferlegten Mission entfernt haben. Nur
in dieser Weise kann Ich Mir die bedauerlichen Kämpfe erklären, deren Schau-
platz seit einiger Zeit die Kammer gewesen ist; denn anders läßt sich nicht
entschuldigen jenes Votum eines Theils der Kammer, worin die öffentlichen
Beamten zum Ungehorsam gegen die Regierung aufgerufen werden, und wel-
ches eine wahrhafte Verwirrung herbeizurufen im Stande wäre, wenn nicht
die Vorsehung dem rumänischen Volke jenen gesunden Sinn und jenen wirk-
lichen Patriotismus verliehen hätte, mit dem es jederzeit die Uebel, denen es
ausgesetzt war, zu beschwören wußte. Diese Lage machte es Mir — um noch
unliebsamere Vorfälle zu vermeiden — unmöglich, die Session über ihren
legalen Termin zu verlängern. Meine HH. Deputirten! Die Kämpfe, welche
wir eben durchgemacht haben, mögen uns allen zur Lehre dienen. Im öffent-
lichen wie im Privatleben hat jeder Tag seine Aufgabe; der Fortschritt ist
ein Werk der Zeit; Agitationen hindern nur den natürlichen Lauf, und die
Mandatare einer Nation dürfen bei Erörterung der ihnen anvertrauten großen
Interessen niemals die Mäßigung und Geduld aus den Augen lassen, von
der Ihnen die Executivgewalt im Laufe dieser Session mehrfache Beweise zu
geben Gelegenheit hatte. Halten Sie, Meine HH. Deputirten, fest an der
Idee: daß eine Entwicklung unserer Kräfte und Institutionen ohne vollstän-
dige Uebereinstimmung zwischen der Executivgewalt und den legalen Vertre-
tern des Landes unmöglich ist. Vor allem andern muß, und das ist die
wichtigste Bedingung, jede Staatsgewalt ihrem ganzen Umfange nach respectirt
werden. Dann nur werden wir Rumänien der glücklichen Zukunft entgegen-
führen können, welche ihm vorbehalten ist, und in würdiger Weise den Sym-
pathien entsprechen, welche sowohl die erlauchte süzeräne Pforte als die hohen
garantirenden Mächte unserem Vaterlande gegenüber ohne Unterlaß an den
ag legen.“
7. April. (Aegypten.) Der Sultan langt mit 7 Kriegsschiffen und
großem Gefolge zum Besuch des Vicekönigs in Alerandrien an.
18.,20. „ (Aegypten.) Der Vicekönig schließt mit der Suezcanal=
Compagnie Contracte ab, bezüglich Bezahlung seiner Schuld und
Ausführung des Süßwassercanals auf seine Kosten.
„ (Donaufürstenthümer.) Die Regierung verlangt, daß in
allen Kirchen wie früher wieder ausschließlich die romanische
Sprache zur Anwendung komme.
1. Mai. Fuad Pascha wird vom Sultan wieder zum Großvezier ernannt.
9. Juni. (Donaufürstenthümer.) Fürst Couza ernennt sich selbst
zum Oberbefehlshaber der Truppen.