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Türkei.
unterstützt hatten; es befriedigte weder die Interessen der Bauern noch der
Grundeigenthümer, noch weniger aber das nationale Interesse. Als Fürst der
Rumänen muß und will ich mit gleichem Eifer über das Wohlbefinden und
über die Rechte aller Rumänen wachen. Ich fordere Sie daher auf, den neuen
Gesetzentwurf, welcher Ihnen vorgelegt werden wird, mit gewissenhafter Auf-
merksamkeit zu prüfen. Die Bauernfrage muß bald in wohlwollender Weise
entschieden werden. Ich erwarte diese Entscheidung von Ihrem Patriotismus,
denn ich zweifle nicht, daß Sie ebenso wie ich überzeugt sind, daß die Ver-
besserung der Lage der Landbevölkerung zur Consolidirung der rumänischen
Nationalität unumgänglich nöthig ist. Mit demselben Vertrauen empfehle ich
Ihnen den Entwurf für das neue Wahlgesetz. Dann nehme ich Ihre ganze
Aufmerksamkeit noch für eine andere Frage in Anspruch. Es ist die Verbes-
serung des Zustandes der ehemaligen Hauptstadt der Moldau. Durch die Con-
centration aller großen Administrationen in Bucharest hat die Stadt Jassy
sehr an ihren materiellen Interessen gelitten. Vergessen, wir nicht, daß Jassy
die Wiege der Union war. Ich habe eine berathende Commission ernannt,
welche damit beauftragt ist, die geeigneten Mittel aufzufinden und vorzu-
schlagen, um dieser Stadt die Wichtigkeit und Lebendigkeit wieder zu geben,
welche sie verloren hat. Heut ist mehr als jemals die Stunde zum Handeln
gekommen. Ich erbitte inständig die Unterstützung durch Ihren Eifer und
Ihre Einsicht, ich erbitte Sie im Namen der geheiligsten Interessen, im
Namen der Zukunft Rumäniens. Bevor ich endige, will ich Ihnen noch einige
Worte, und zwar mit derselben Aufrichtigkeit, sagen. Große Ereignisse scheinen
sich im Ausland vorzubereiten. Wohl! Wenn die andern Nationen, selbst die
mächtigsten, ihren inneren Zwiespalt vergessen, um für jede Eventualität einig
und stark zu sein, glauben Sie, daß es im Interesse unseres Landes ist, in
Parteistreitigkeiten zu verharren, welche seit so viel Jahren unsere Kräfte
erschöpfen, unsere Organisation hindern und unsere Schwäche verlängern?
Glauben Sie, daß dieses System unaufhörlicher Feindseligkeit, welche dabei
beharrt, jeden Act, ja jeden Gedanken meiner Regierung zu beargwöhnen,
geeignet sei, unsere jungen Institutionen zu befestigen und unsere nationale
Existenz zu begründen? Ich bin und kann nur sein mit meinem Land und
für mein Land; das ist meine Mission, das ist meine Pflicht, welche ich unter
allen Umständen zu erfüllen bereit sein werde. Ich habe die feste Hoffnung,
daß Sie mir beistehen werden, wenn diese Stunde kommt. Ohne Eintracht
und ohne Ihre Unterstützung ist auf keinen Erfolg zu rechnen; ich verlange
sie nochmals im Namen Rumäniens von Ihnen. Einigen wir uns in
einem einzigen Gedanken, zu einem einzigen Zwecke: die Organisation und
das Gedeihen Rumäniens.
19. Nov. (Donaufürstenthümer.) Der Finanzminister beantragt die
22.
Erhebung der Steuern für das letzte Ouartal von 1863, obgleich
die Kammer des Budget nicht bewilligt hat.
„ (Donaufürstenthümer.) Die Nationalversammlung ge-
nehmigt nach dem Antrage der Commission die Erhebung und
Verwendung der Steuern im letzten Quartal des laufenden Jahres.
41. Dec. (Donaufürstenthümer.) Stürmische Sitzung der National-=
14.
versammlung. Majoritäts- und Minoritätsentwurf einer Antworts-
adresse auf die Thronrede. Die Commission schlägt einen neuen
Entwurf vor.
„ (Donaufürstenthümer.) Das Ministerium verlangt von
der Nationalversammlung die Verschiebung der Adreßdiscussion und
die Berathung der vorgelegten Gesetzesentwürfe über die Eisen-