Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Amerika. 287 
schiffe in England. Hr. Seward erklärt wiederholt, daß sich die 
Vereinigten Staaten vorbehalten, zu gelegener Zeit vollen Schaden- 
ersatz für die von den englisch-conföderirten Raubschiffen angerichtete 
Zerstörung von Eigenthum zu beanspruchen. Unterm 8. Dec. 
schreibt er an den Gesandten in London: „Es ist nicht unsere 
Absicht, England mit ungestümen Forderungen wegen einer sofor- 
tigen Geldentschädigung zu bedrängen“; er will fürerst nur Ga- 
rantien gegen die Ausrüstung weiterer Raubschiffe in England haben, 
aber er gibt jene Forderungen keineswegs auf, sondern stellt sie 
nur einstweilen zurück. Graf Russel seinerseits erklärt sofort, daß 
England solche Entschädigungsforderungen nicht anerkennen könne; 
worauf Hr. Seward unterm 19. Febr. 1863 entgegnet, daß die 
Vereinigten Staaten die Forderung festhalten, um später darauf 
zurückzukommen. . 
19. Febr. Der Senat nimmt den Gesetzesentwurf an, der alle Bürger 
der Union vom 20.—45. Lebensjahre zu dreijährigem Militär- 
dienst verpflichtet. 
9. März. Circulardepesche Sewards bezüglich der Ablehnung jeder frem- 
den Intervention von Seite des Congresses und der Regierung 
der Union: 
„Im Auftrage des Präsidentenrübersende ich Ihnen hiermit eine Abschrift 
der beifolgenden Resolutionen des Congresses der Vereinigten Staaten in 
Bezug auf auswärtige Intervention bei der gegenwärtigen Rebellion. Dem 
Ansuchen jener Körperschaft gemäß werden Sie instruirt, die Resolutionen zur 
Kenntniß der Regierung zu bringen, bei welcher Sie accreditirt sind. Sie 
werden jene Pflicht erfüllen, indem Sie dem Minister der auswärtigen An- 
gelegenheiten die Resolutionen vorlesen, oder ihm, falls er es vorziehen sollte, 
eine Abschrift derselben hinterlassen. Zu gleicher Zeit sind Sie zu der Er- 
klärung ermächtigt, daß die Resolutionen vollständig in Einklang mit den 
Grundsätzen und der Politik stehen, welche alle Schritte des Präsidenten in 
Bezug auf die betreffende Frage geleitet haben und auch in Zukunft in allen 
Fällen leiten werden.“ 
Resolutionen des Congresses in Bezug aufefremde Inter- 
vention bei der gegenwärtigen Rebellion: „In Erwägung, daß 
aus der dem Congresse vorgelegten diplomatischen Correspondenz hervorgeht, 
daß den Vereinigten Staaten ein der Form nach freundlicher, auf die Her- 
stellung des Friedens durch fremde Vermittlung abzielender Vorschlag vom 
Kaiser der Franzosen gemacht und vom Präsidenten rasch abgelehnt worden ist; 
„in fernerer Erwägung, daß der Gedanke an eine Vermittlung oder Inter- 
vention in einer oder der andern Gestalt von auswärtigen Regierungen als 
ausführbar betrachtet und die betreffenden Regierungen durch diesen Irrthum 
zu Schritten veranlaßt werden mögen, welche geeignet sind, die gegenwärtig 
zwischen ihnen und den Vereinigten Staaten bestehenden guten Beziehungen 
zu stören; 
„in Erwägung endlich, daß, um in Zukunft jeder Möglichkeit eines Miß- 
verständnisses in dieser Hinsicht vorzubeugen und den Vereinigten Staaten 
den Vollgenuß jener Freiheit von fremder Einmischung zu sichern, worin 
eines der höchsten Rechte unabhängiger Staaten besteht, scheint es angemessen, 
daß der Congreß seine Ansichten darüber ausspreche, und er beschließt dem- 
gemäß wie folgt:
	        
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