288
Amerika.
„Während die vereinigten Staaten in vergangenen Zeiten die freundschaft-
liche Vermittlung oder schiedsgerichtliche Entscheidung fremder Mächte zum
Zwecke einer friedlichen Schlichtung internationaler Fragen gesucht und ange-
nommen haben, wo die Vereinigten Staaten einerseits und irgend eine an-
dere souveräne Macht andererseits die streitenden Parteien waren, und während
sie nicht geneigt sind, den natürlichen und menschlichen Wunsch fremder
Mächte, inneren Wirren Einhalt zu thun, deren immer weiter um sich grei-
sender Einfluß auch andere Länder heimgesucht hat, namentlich im Hinblicke
auf den von dem amerikanischen Volke tief beklagten Umstand, daß der von
der Rebellion gegen das Leben der Nation geführte Streich schwer auf die
Arbeiterbevölkerung Europas niedergefallen ist, falsch auszulegen, kann der
Congreß doch keinen Anstand nehmen, jeden Vorschlag fremder Einmischung
in den gegenwärtigen Kampf insofern als ungerechtfertigt und unstatthaft zu
betrachten, als seine einzige Erklärung sich in einer falschen Auffassung der
Frage, sowie des wahren Charakters des Krieges findet, in welchem die Re-
publik begriffen ist.
„Die Vereinigten Staaten ringen jetzt mit einer unprovocirten und frevel-
haften Revolution, welche nach Zerstörung dieser Republik trachtet, um eine
neue Macht aufzubauen, deren Eckstein dem Cingeständnisse ihrer Führer ge-
mäß die Sclaverei bilden soll; zur Unterdrückung der Rebellion und um da-
durch die Republik zu retten und die Errichtung einer solchen Macht zu ver-
hindern, verwendet die Nationalregierung jetzt ihre Heere und Flotten in dem
festen Glauben, daß an dieser Anstrengung alle Plane von Verschwörern und
Rebellen scheitern werden. Während sie in diesem Kampfe begriffen sind, von
welchem so viel abhängt, ist jeder Vorschlag einer fremden Macht, in welcher
Gestalt er auch immer auftreten mag, der zum Zweck hat, diesen Anstren-
gungen Einhalt zu thun, genau im- Verhältnisse zu seinem Einflusse eine Er-
muthigung der Rebellen und ihrer unverhohlenen Ansprüche, und daher ge-
eignet, den Kampf zu verlängern und zu verbittern, erhöhte Opfer an Gut
und Blut zu bewirken und den heißersehnten Tag des Friedens zu verzögern.
In dieser Ueberzeugung, und nicht daran zweifelnd, daß ein jeder solcher, ob-
gleich in guter Absicht gemachter Vorschlag die National-Interessen beeinträch-
tigt, wird sich der Congreß genöthigt sehen, jeden in der gleichen Richtung
gemachten weiteren Versuch als einen unfreundlichen Schritt zu betrachten,
gegen den er ernstlich Einsprache erhebt, damit nichts im Auslande vorfallen
möge, was die Rebellion kräftigt oder jene Beziehungen des Wohlwollens
egen fremde Mächte, welche die Vereinigten Staaten mit Freuden hegen,
schwächen kann. (
„Der Rebellion ward von Anfang an, ja selbst schon zur Zeit der ihrem.
Ausbruch vorhergehenden Verschwörung, durch die Hoffnung auf den Beistand
fremder Mächte Vorschub geleistet; ihre Führer prahlten häufig damit, die
Völker seien so abhängig von der regelmäßigen Zufuhr des großen Haupt-
erzeugnisses des Südens, daß ihre Regierungen sich früher oder später ge-
nöthigt sehen würden, in irgend einer nachdrücklichen Weise auf Seite des
Südens zu treten, und daß sie sogar bis zur fremden Intervention gehen
würden, wenn sie mit einer milderen Form nicht durchdrängen; die Rebellion
wird jetzt durch diese Hoffnung aufrecht erhalten, welche jeder Vorschlag frem-
der Einmischung neu belebt, und ohne diese belebende Unterstützung würde
sie bald der gereiften und väterlichen Autorität der Nationalregierung weichen
müssen. In Erwägung dieser Dinge, welche durch die Beweggründe des so
ermuthigten Widerstandes noch verschlimmert werden, bedauern die Vereinigten
Staaten, daß auswärtige Mächte den Häuptern der Rebellion nicht freimüthig
erklärt haben, das Werk, an welchen sie begriffen seien, sei hassenswürdig,
und eine neue Regierung, wie die, welche sie zu gründen suchten, mit der
Sclaverei als ihrem offen eingestandenen Eckstein und zu keinem anderen
ausgesprochenen Zwecke der besonderen Existenz, sei so empörend für die Ci-