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Meriko.
3. Oct. Erzherzog Max empfängt die mexicanische Deputation, die ihm
12.
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die mexicanische Kaiserkrone anträgt. Antwort des Erzherzogs:
„. . . Ist auch die Aufgabe, Merico's Unabhängigkeit und Wohl unter
dem Schutz dauerhafter und freier Einrichtungen zu sichern, eine überaus edle,
so muß ich doch, in vollem Einverständnisse mit Sr. Maj. dem Kaiser der
Franzosen, dessen ruhmreiche Initiative die Regeneration Ihres schönen Vater-
landes möglich macht, erkennen, daß die Monarchie nicht auf legitimer und
fester Grundlage wiederhergestellt werden kann, ohne daß die ganze Nation in
freier Kundgebung ihres Willens den Wunsch der Hauptstadt bestätigt hätte.
Von dem Ergebniß der Abstimmung der Gesammtheit des Landes muß ich
daher vorerst die Annahme des mir angebotenen Throns abhängig machen.
Andererseits gebietet mir aber auch das Verständniß der geheiligten Pflichten
eines Herrschers für das wiederaufzurichtende Kaiserreich jene Garantien zu
fordern, welche unerläßlich sind, um es vor den seine Integrität und Selbst-
ständigkeit bedrohenden Gefahren zu sichern. Sind die Bürgschaften einer fest-
begründeten Zukunft erlangt, und wendet sich die allgemeine Wahl des edlen
mexicanischen Volks mir zu, so wäre ich bereit, gestützt auf die Zustimmung
meines erlauchten Familienhaupts, und vertrauend auf den Schutz des All-
mächtigen, die Krone anzunehmen. Für den Fall, daß die Vorsehung mich
zu der hohen civilisatorischen Mission, die mit dieser Krone verbunden wäre,
beruft, muß ich Ihnen, meine Herren, schon jetzt meinen festen Entschluß er-
klären, dem heilbringenden Beispiele meines kaiserlichen Bruders folgend, durch
eine constitutionelle Regierung dem Lande die Bahnen eines auf Ordnung
und Gesittung basirten Fortschritts zu eröffnen, und sobald das weite Reich
vollständig pacificirt wäre, den Fundamentalpact mit der Nation durch meinen
Eid zu besiegeln. Nur auf diesem Wege könnte eine neue und wahrhaft na-
tionale Politik ins Leben gerufen werden, in welcher alle Parteien, ihres alten
Grolles vergessend, mithelfen würden, Mexico zu jenem hervorragenden Rang
unter den Völkern zu erheben, der ihm unter einer Regierung bestimmt scheint,
welcher als oberster Grundsatz gälte, Billigkeit im Recht walten zu lassen..“
„ Eine von General Bazaine organisirte Expedition bricht gegen
San Luis Potosi auf.
Nov. Schreiben des Erzherzogs Maximilian an General Almonte:
„Seien Sie versichert, mein lieber General, daß ich in keiner Weise un-
schlüssig bin. Mein Entschluß steht fest, und ist seit meiner Rede v. 3. Okt.
vor Mexico und der ganzen Welt laut ausgesprochen worden. Ich erwarte,
um die Zügel der Regierung zu ergreifen, nur noch den Vollzug der Be-
dingungen, die mir nicht allein die eigene Würde, sondern vornehmlich auch das
Interesse Ihres Vaterlandes zu stellen gebot. Ich habe Ihnen bereits in
meinem Briefe vom 9. Oct. diese Zusicherungen ertheilt und erneuere sie hier
mit Vergnügen. Sie können von meinem Schreiben den Gebrauch machen,
der Ihnen zur Zerstreuung etwaiger in Mexico noch bestehenden Zweifel ge-
eignet erscheint.“ .
„Gen. Commonfort wird zwischen San Luis und Calaya von
mericanischen Parteigängern überfallen und niedergemetzelt.
„ Letzte Sitzung des mexicanischen Congresses in San Luis Potosi.
Es sind nur 58 Mitglieder anwesend.
„ Conflict zwischen den franz. Autoritäten, dem Erzbischof Labastida
und der clericalen Partei. Der Erzbischof nimmt keinen Antheil
mehr an der Regentschaft.