Ergänzungen. (Englaud.) 301
Einmarsche der Bundestruppen eine Proclamation ergehen werde, um die
Einwohner Holsteins zur Ruhe zu ermahnen. Laut den J. Maj. Regierung
zugekommenen Berichten sei in Holstein die Ruhe nicht gestört, und es wür—
den wohl gewiß Schritte gethan werden, damit der Prinz von Augusten—
burg und seine Parteigänger nicht im Stande seien, Freischaaren zu bilden
und unter dem Schutze der Bundestruppen eine aufständische Bewegung zu
organisiren. Hrn. v. Bismarks Sprache über diesen Punkt war
nichts weniger als beruhigend. Er sagte: eine Proklamation, wie ich
sie wünschte, werde erlassen werden, aber der Prinz von Augustenburg
werde sonder Zweifel im Gefolge der Bundestruppen ein-
ziehen und die Fahne des Aufstandes zu erheben suchen. Um
der Bewegung Einhalt zu thun, würde es nöthig sein, den Prinzen zu ver-
haften und die von ihm gebildeten Schaaren mit Gewalt auseinander zu
sprengen. Wäre dies möglich, ohne einen unbezähmbaren Ausbruch
der Volksleidenschaft in Deutschland hervorzurufen? Ich stellte
darauf Sr. Exc. dringend vor, wie groß die Gefahr eines Krieges zwischen
Deutschland und Dänemark sein würde, wenn man keine entschiedenen Maß-
regeln ergriffe, und wie ungerecht es wäre, unter dem Scheine einer Er-
zwingung von Bundesrechten die Rebellion zu schüren. Hr. v. Bismark
entgegnete mir, daß er die drohende Kriegsgefahr so gut wie ich bedaure. Ich
erwähnte auch des Streites über Rendsburg und sprach die Hoffnung aus,
daß man dafür Sorge tragen werde, einen Zusammenstoß mit den Dänen auf
jenem Punkte zu vermeiden. Hr. v. Bismark versicherte, die Bundestruppen
würden keinen Theil des streitigen Rendsburger Gebietes im Norden der Eider
besetzen. Wir kamen dann zur Erörterung der schleswig'schen Frage,
die, wie Ihrer Lordschaft wohl bekannt, die Hauptursache des langwierigen
Streites zwischen Deutschland und Dänemark ist. Jch sagte, es sei unmöglich,
zu einer Lösung zu gelangen, wofern die deutschen Mächte nicht genau an-
geben könnten, worin ihre an Dänemark gerichteten Forderungen beständen,
und daß ich hoffen wollte, er werde im Stande sein, mir über diesen Punkt
eine deutliche Aufklärung zu geben. Hr. v. Bismark sagte, die Forderungen
Deutschlands seien dieselben, welche sie immer gewesen — nämlich, daß Dä-
nemark sein Versprechen erfülle, Schleswig nicht ins Königreich einzuverleiben
und eine gemeinsame Verfassung zu geben, unter der Holstein, Schleswig und
Lauenburg gleiche Rechte mit dem Königreiche besitzen würden. Ich erwiderte,
I. Maj. Regierung sei überzeugt, daß es ein hoffnungsloses Unternehmen sei,
über die gemeinsame Verfassung eine Erörterung anzuknüpfen. Eilf Jahre seien
in dem fruchtlosen Bemühen vergangen, die deutschen und die dänischen An-
sichten über das, worin die gleichen Rechte bestehen, in Einklang zu bringen
— sei es wahrscheinlich, daß die Dänen sich jemals herbeilassen würden, den
Bewohnern der Herzogthümer, d. h. der Minorität in einem gemeinsamen
Parlamente, dieselbe Zahl Mitglieder wie der dänischen Majorität zu geben?
Würde ein solches Arrangement der Billigkeit oder der Gerechtigkeit entsprechen?
Hr. v. Bismark sagte, daß die Dänen keine baare Gleichzahl der Mitglieder
mit den Deutschen haben würden, weil in Schleswig sehr viele Dänen seien
und diese ohne Zweifel dänischen Mitgliedern ihre Stimmen geben würden.
Se. Exc. entwickelte des Längeren seine Ideen über die gemeinsame Ver-
fassung, aber ich kann nicht sagen, daß ich von ihm etwas gehört habe, was
im Laufe dieser endlosen Erörterungen nicht aber und abermals wiederholt
worden wäre. Ich drängte ihn, irgend eine andere Alternative anzugeben,
allein er sagte, das sei die, Sache der Dänen und nicht der Deutschen. Ich
fragte ihn dann, was die deutschen Mächte in Bezug auf die vom Könige
jüngst unterzeichnete Constitution verlangten. Ueber diesen Punkt — sagt
er — könne von einem Compromisse keine Rede sein. Vor dem
1. Januar müsse erklärt werden, daß die Verfassung auf
Schleswig unanwendbar sei, sonst würdendiedeutschen Mächte