IJanuar bio März 1864. 309
Fürsten zu erlassen, worin die Anerkennung des Herzegs Friedrich
gewünscht wird.
7. Jan. (Italien). Die Abg.-Kammer nimmt das Entlassungsgesuch
Garibaldi's an; seine Freunde stimmen dagegen.
8. , (Frankreich) richtet eine Depesche an sämmtliche Mittel= und
Kleinstaaten Deutschlands, in der es den Londoner Vertrag ein
„ohnmächtiges Werk“ nennt und seine Theilnahme an der von
England betriebenen Conferenz von derjenigen des deutschen Bundes
abhängig macht:
„Die englische Regierung hat am 31. Dec. an die Regierung des Kaisers
eine Mittheilung gelangen lassen, in welcher sie den Zusammentritt einer Con-
ferenz, entweder zu Paris oder zu London, vorschlägt, die zur Berathung
über die Angelegenheiten der Herzogthümer berufen sein würde. Sie würde
aus den Vertretern der Mächte bestehen, welche den Vertrag von 1852 unter-
zeichnet haben, zu denen ein Bevollmächtigter des Deutschen Bundes hinzu-
träte. Als die Regierung des Kaisers das erste Mal über diesen Gegenstand
sondirt wurde, mußte sie, um jede Verwechslung zu beseitigen, den wesent-
lichen Unterschied deutlich hinstellen, welcher zwischen einer Conferenz statt-
findet, die eine specielle Frage discutirt, und zwischen dem allgemeinen oder
engeren Congreß, dessen Idee vom Kaiser ausgegangen war. Ein Congreß,
der die verschiedenartigsten Interessen zu regeln hatte, bot Elemente der Trans-
action, die, wenn die Berathung auf ein isolirtes Interesse beschränkt bleibt,
nothwendig fehlen werden. Indem er sich durch diese Erwägung leiten ließ,
und da er überdies eine Verhandlung nicht mehr unter seine Auspicien neh-
men wollte, von der er mehrere der Mächte, die der Idee eines Congresses
zugestimmt haben, hätte ausschließen müssen, hat er nicht umhin gekonnt, den
Vorschlag, die Conferenz in Paris zusammentreten zu lassen, abzulehnen.
„Aber die Regierung des Kaisers hat darum nicht weniger den Wunsch,
die Anstrengungen zu unterstützen, welche versucht werden möchten, um schwe-
reren Verwicklungen vorzubeugen. Die Erhaltung des Friedens war der
Zielpunkt meines erhabenen Herrn, als er die Souveräne zu einer Verstän-
digung unter einander einlud, um das politische System Europa's weiter zu
befestigen. Der Zweck Sr. Maj. ist derselbe geblieben, und obwohl er fort-
dauernd überzeugt bleibt, daß nur ein einziger Weg mit Sicherheit dahin
führen kann, so hat er doch keine unbedingten Einwendungen gegen die Com-
bination, welche von der englischen Regierung angedeutet wurde. Gleichwohl
würden einige vorläufige Aufklärungen für ihn nothwendig sein, und dieselben
sind von den Mächten erbeten worden.
„Die Londoner Conferenz (von 1852) hat, wie der gegenwärtige Zustand
der Dinge es zum Ueberflusse beweist, nur ein ohnmächtiges Werk zu
Stande gebracht. Ihre Beschlüsse werden heute durch die Mehrzahl der secun--
dären Staaten Deutschlands bestritten, sogar durch einige von denen, welche
ihnen zugestimmt hatten. Wenn man heute wieder zusammentritt, so
würde es wesentlich sein, sich auf Bedingungen zu stellen, welche geeignet
sind, die Hoffnungen eines befriedigenderen Resultats zu geben. An erster
Stelle ist es von Wichtigkeit, die Conferenz nicht dadurch in Conflict
mit dem Bundestag zu setzen, daß man die Bevollmächtigten einlüde,
über Fragen zu berathschlagen, welche thatsächlich schon entschieden sein dürf-
ten; und die Regierung des Kaisers hat sich an die Mächte gewandt, um zu
erfahren, ob sie geneigt wären, zum Ausgangspunkt den actuellen Statusquo
in Holstein und in Schleswig zu nehmen, das heißt die schwebenden Fragen
vorzubehalten.
„Zu gleicher Zeit lebhaft mit einem Punkte beschäftigt, der ein großes