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Interesse für Deutschland zu haben scheint, ist der Kaiser mit der englischen
Regierung der Meinung, daß die Theilnahme des deutschen Bundes an den
Verhandlungen, welche eintreten könnten, von großem Nutzen sein würde.
Es ist bedauerlich, daß Deutschland nicht directen Antheil an den Arrange-
ments genommen hat, welche 1852 zur Herstellung einer neuen Surccessions-
ordnung in Dänemark getroffen wurden. Aber man muß sich fragen, ob der
Bundestag sich dafür entscheiden würde, auf diese Gedankenreihe einzugehen.
„Im Schofe eines allgemeinen oder engeren Congresses, der noch über
andere Fragen als die der Herzogthümer discutirte, würde der deutsche Bund,
wie ich glaube, kein Bedenken getragen haben, seine Sache einem euro-
päischen Tribunal zu unterbreiten. Einer der Vortheile dieses Versöhnungs-
planes war eben der, der Empfindlichkeit und den Interessen eines Jeden
gerechte Rücksicht zu Theil werden zu lassen. Da aber der Bundestag bei
mehreren früheren Gelegenheiten alle die Zumuthungen abgelehnt hat, welche
dahin zielten, daß die Unterzeichner des Londoner Tractats seine Differenz mit
Dänemark in die Hand nähmen, so muß der Kaiser, ehe er seinerseits den
Vorschlag des englischen Cabinets annimmt, sich zuvor darüber klar
sein, ob die Anschauungsweise der deutschen Staaten in dieser
Hinsicht sich geändert hat.
„Dies ist die Mittheilung, Herr Minister, welche ich Befehl habe an Sie
zu richten. Ich würde demnach Ihnen sehr verpflichtet sein, wenn Sie mich
in den Stand setzen wollten, meine Regierung wissen zu lassen, ob die Idee
einer Conferenz durch die Regierung . gebilligt wird, und ob sie geneigt
sein würde, in Frankfurt dafür zu stimmen, daß Deutschland bei dieser Zu-
sammenkunft durch einen besonderen Bevollmächtigten vertreten werde.“
8. Jan. (Dänemark). Der bisherige Gesandte am Hofe in Berlin
Quaade übernimmt das Ministerium des Auswärtigen in dem neu-
gebildeten Cabinet Monrad.
„ „ (Württemberg). Die lI. Kammer genehmigt einstimmig die
Ausschußanträge für schleunige Anerkennung des Herzogs Friedrich,
für die Besetzung Schleswigs durch deutsche Truppen und gegen die
Entscheidung einer europäischen Conferenz; mit 74 gegen 1 Stimme
werden der Regierung überdieß alle Mittel angeboten für den Fall
einer Mobilmachung des württ. Truppencorps.
„ „ (HPreußen)h). Sitzung des Budgetausschusses des Abg.-Hauses.
Die Regierung bestreitet nachdrücklich das Recht des Hauses auf
Controlle der Staatsvermögens, welches der König als Repräsen-
tant des Staates verwalte; die Verfassung kenne keine Controlle.
Der Ausschuß beschließt, beim Hause darauf anzutragen, es möge
die Regierung zur Vorlage des geforderten Spezialnachweises über
den Staatsschatz auffordern und bis diese erfolgt sein werde, die De-
charge für die Staatsrechnungen von 1859, 1860 und 1861 ver-
weigern.
„ „ (Reuß j. L.). Der Landtag ermächtigt einstimmig die Regie-
rung, sich bei dem schleswig-holsteinischen Anlehen mit 50,000 Thlrn.
zu betheiligen.
8/9. Jan. (Frankreich). Debatte des gesetzgebenden Körpers über
die außerordentlichen Credite für 1863. Bericht Larrabure. Glän-
zende Rede Berryer's über die Finanzwirthschaft des Kaiserreichs.