JSanuar bis März 1864. 321
die allein zu Recht bestehende Cntscheidung von der hohen deutschen Bundes-
versammlung.. Wir stehen unter allen Umständen zu Deutschland und ver-
werfen den undeutschen und unberechtigten Beschluß der Ritter= und Landschaft
mit voller Cütschiedenheit. Das Land hat keine Vertretung, die im Stande
wäre, die wahre Rechtsüberzeugung seiner Bewohner kund zu geben. Ein
Theil durch ihren Grundbesitz einflußreicher Männer im Lande ist seinen In-
teressen geradezu fremd. Wir beklagen es, daß wir außerdem auch in den
Kreisen, die vermöge ihrer amtlichen Stellung auf die Haltung der Bevölke-
rung Einfluß zu üben berufen sind, des in dieser ernsten Zeit so nothwendi-
gen Schutzes großentheils entbehren. . Wir erblicken in der Wiedervereini-
gung mit der Krone Dänemark keine Garantie der Selbstständigkeit unseres
Landes, sondern nur die unerschöpfliche Quelle siets neuer Verwirrungen. Hat
unser Land auch dem unmittelbaren Drucke der unseren Interessen geradezu
feindlichen dänischen Regierung ferner gestanden und Dank unserer Verfassung
bisher trotzen können, so haben uns die bitteren Erfahrungen unserer Stam-
mesgenossen doch die Ueberzeugung zur evidentesten Klarheit gebracht, daß,
wenn jetzt Deutschland nicht unsere volle Selbständigkeit wahrt, auch uns eine
Zeit bevorsteht, da wir es schmerzlich bereuen müßten, die Rechte unseres Landes
nicht mit allen unseren Kräften aufrecht erhalten zu haben. Deutschland wird
entscheiden! Wir stehen zu ihm.“
26. Jan. (Deutschland). Versammlung des 36er Ausschusses in Frank-
furt. Derselbe cooptirt eine Anzahl neuer Mitglieder (meist der
großdeutschen Partei angehörig, die jedoch nachher ablehnen), und
erläßt einen Aufruf an die Nation:
„Zwei Mächte, die den Anspruch erwirkt haben, die Großmächte Deutsch-
lands zu heißen, sind in offener Widersetzung begriffen gegen das Recht des
Bundes, der Bundesstaaten und der Nation.. Mit dem nackten Pro-
teste aber ist nichts gethan. Die Regierungen, die das Bewußtsein
ihrer Pflicht und ihres Rechtes bewahrt haben, müssen handeln und helfen.
Sie müssen handeln, wenn nicht der Glaube an die oft gerühmte Bedeu-
tung der Mittelstaaten bis an die Wurzel vertilgt, die monarchische Staats-
ordnung in ihren Grundlagen erschüttert, das Volk unaufhaltsam, früher oder
später, auf die Bahn der Selbsthilfe gedrängt werden soll. So keck und
rücksichtslos das Verfahren der Gegner, so kühn und energisch muß das ih-
rige sein. Auf ihrer Seite steht das gute Recht, steht der Wille der Nation.
Sie kämpfen um den höchsten Preis, um die Freiheit von österreichischer und
preußischer Knechtschaft, um die Rettung ihres Daseins. Keine Regierung
wird fernerhin Ansprüche haben auf die Achtung und das Vertrauen des Volkes,
die nicht der Sache der Herzogthümer, das heißt der Sache Deutschlands ihre
ganze Wehrkraft ohne Rückhalt zur Verfügung stellt. Dies ist
das Begehren, das wir auszusprechen haben, nicht aus eigener Willkür, son-
dern — wir wissen es — im Namen der Nation; ein ernstes und großes
Begehren, doch nicht aus leichtfertiger Laune entsprungen, sondern die Frucht
der tiefen Ueberzeugung, daß für Deutschland eine Stunde gekommen ist, wo
nur der Cntschluß, ehrenvoll Alles zu wagen, die Gefahr abwendet, schmach-
voll Alles zu verlieren. Das deutsche Volk ist erfüllt von dieser Ueberzeugung,
ist es auch erfüllt vom thatkräftigen Entschluß? Ist es seinerzeit bereit,
nicht nur zu protestiren, sondern zu handeln?.. Laßt Cuch nicht ent-
muthigen durch das erste Mißlingen, nicht irre führen durch diplomatische
Winkelzüge, nicht einschläfern durch den zögernden Verlauf der Dinge! Das
sind die Pflichten, die uns das Vaterland auferlegt. Thue Jeder das Seine,
mannhaft und beharrlich!"
26. , (Frankreich). Adreß= Debatte des gesetzgebenden Körpers.
Anmendement bezüglich Mexico. Umfassende Rede des Hrn. Thiers
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