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der Geldwerth beträchtlich anziehen mußte. Dazu kam noch ein fortwährender Ex-
port von Gold und Silber für die aus dem Oriente eingeführte Baumwolle. Als
nun in Folge der Ueberspeculation und einer momentanen Wendung der polnischen
Wirren der Börsenschwindel nachließ, da wurde die eintretende Ernüchterung durch
den fortwährend steigenden Disconto rasch gefördert. Schonungslos modifizirte die
Bank von England dem jeweiligen Bedürfnisse entsprechend den Disconto, erhielt da-
mit der Bank stets eine angemessene Reserve und beugte so dem Ausarten der Klemme
in eine Krisis aus. Die meisten soliden Werthpapiere, Staats= und Eisenbahneffekten
so wie anerkannte Bankactien schlossen höher als am Schlusse des Jahres
1862. Aber auch der größte Theil der neugeschaffenen Actien notirten — auf
dem Kurszettel wenigstens — bei Jahresschluß mit Agio. Dabei waren die Baum-
wollpreise neuerdings auf eine nie gesehene Höhe geschraubt worden. Von gediegenen
umsichtigen Häusern wurde daher die finanzielle Lage des englischen Marktes immer
noch als cine sehr gefährliche bezeichnet. Würde es in Amerika zu einem raschen
Friedensschlusse kommen, dann würden große Verluste in vielen Branchen unvermeid-
lich sein. Aber auch ohne die Wiederherstellung des Friedens in Amerika wird es
vielfach als fraglich angesehen, ob die wenn auch noch so starke Constitution des
englischen Geldmarktes Alles das werde ertragen können, was man ihr im letzten
Jahre zugemuthet hat. Consols am 31. Dec. 1862 zu 92½ schlossen am gleichen
Tage 1863 zu 91.
Die Pariser Börse machte wie immer so auch im Jahre 1863
Sprünge, die sich durch die politischen und finanziellen Ereignisse geradezu nicht
erklären lassen. Sie schien eine Zeitlang dem Credit Mobilier, der sich in seinem
Jahresbericht förmlich den Vertreter des Kaiserreichs auf finanziellem Gebiete genannt
hatte, ganz willenlos hingegeben zu sein und hat diese Hingabe an die große Finanz-
gesellschaft theuer bezahlen müssen. Von einem geregelten gesunden Geschäft war im
Grunde während des ganzen Jahres keine Rede. Bald die jäheste, durch nichts mo-
tivirte Hausse, bald widerstandslose, unaufhaltsame Baisse, so ging es das ganze Jahr
hindurch. Gleich zu Anfange desselben wurde die Rente auf 71, Mobilier auf 1200,
spanischer Mobilier auf 900 Fr. geschnellt, ohne daß irgend ein nur erwähnenswerthes
Ereigniß eingetreten wäre. Die ganze Hausse beruhte auf den Gerüchten, welche der
Mobilier über seine günstige Bilanz und über die von ihm erlangte Concession der
türkischen Bank verbreiten ließ. Aber schon am 15. Januar war es mit der rasch
aufgeschossenen Treibhauspflanze zu Ende. Der Bankausweis hatte eine Abnahme des
Baarvorraths um 51 Mill. constatirt, die Bank mußte ihren Disconto von 4 auf
5 pECt. erhöhen und wenige Tage nachher kamen die ersten Nachrichten über die pol-
nische Insurrection. Die Rente sank in wenigen Tagen auf 69, die beiden Mobi-
liers um 100 Frcs. und mehr. Die schon auf den vorhergegangenen October mit
Zuversicht angekündigte Einnahme Puebla's wollte immer nicht kommen, die preußisch-
russische Convention vom 8. Febr. veranlaßte die französische Regierung zu einer
drohenden Haltung und die einmal scheu gewordene Börse wollte sich nicht sobald
wieder beruhigen. Da mußte Anfangs März die große Finanzmacht des Hauses
Rothschild dem jüngeren Nebenbuhler, dem Mobilier der Pereire, aus der Klemme
helfen. Das Haus Rothschild übernahm die italienische Anleihe von 500 Mill. zum
Theil fest, zum Theil als Commissionär. Nun gingen seine Interessen mit denen
das Credit Mobilier vorübergehend Hand in Hand; noch einige Tage vor der
Emission der Anleihe (12. März) mußte der Disconto auf 41, am 27. März
auf 4 péEt. herabgesetzt werden. Wider Erwarten fand die italienische Anleihe gute
Aufnahme und behauptete sich sogar mitten unter den Stürmen, die das ganze Jahr
hindurch tobten, durch die mächtige Patronage der Rothschild'schen Häuser. Wie weit
sich dieser Einfluß erstreckt, läßt sich an einer bezeichnenden Ziffer anschaulich machen.
Im Januar 1863 stand österreichische Nationalanleihe 1 pCt. höher als italienische
Rente. Nun hat Oesterreich im J. 1863 die Börse nicht weiter in Anspruch ge-
nommen, als mit der Enission eines früheren Anlehensrestes, Italien dagegen hat
die colossale Summe von 500 Mill. auf den Markt geworfen; die politischen Ver-
hältnisse waren für das eine Land nicht bedrohlicher als für das andere, dennoch er-