364 Hörsenrurse.
Bank geleistet hat, die Valuta am 31. Dec. doch um 3 pét. schlechter stand als an
dem Tage, an welchem die neue Bankacte ins Leben trat, wenn schon i. J. 1863
mitten im Frieden die Finanzverwaltung ihren dringendsten Bedarf nicht anders zu
decken vermochte, als durch Operationen, welche man im bürgerlichen Verkehr
Wechselreiterei nennt, so scheint es fast erwiesen, daß die Erwartungen, welche
man an die neue Bankacte geknüpft hatte, eitle Täuschungen waren. Der Kurs
auf London schloß am 31. Dec. 1862 114,80. Er ging im Laufe des Frühjahrs
und Sommers auf 110 herab, konnte sich aber auf diesem Stande nicht lange be-
haupten, ging unter dem Eindruck der französischen Thronrede und der schleswig-
holsteinischen Wirren wieder auf 121 und schloß mit 118,25. Einen Glanzpunkt in
der Geschichte des Finanzjahres bildete die Uebernahme der 40 Mill. des 1860er
Anlehens durch das Haus Rothschild zum Kurse von 102,50 unter Concurrenz des
französischen Credit Mobilier, dessen Angebot gleichfalls den Parikurs überstieg. Höchst
ungünstig auf die allgemeine volkswirthschaftliche Entwickelung Oesterreichs wirkte die
schlechte Getreideernte in den östlichen Provinzen des Reichs. Der Staat mußte zahl-
reiche Unterstützungen und Vorschüsse gewähren; die Valuta wurde von dem gänz-
lichen Aufhören der Getreideausfuhr gedrückt, die Eisenbahnen litten beträchtliche Ein-
buße. Die Nationalbank hat ungeachtet der ihr durch die neue Acte auferlegten suc-
cessiven Notenverminderung ein höheres Erträgniß geliefert als im vorigen Jahre. Die
Staatsfonds erfuhren im Laufe des ganzen Jahres nur geringe Schwankungen. Bloß
1860er Loose gingen gegen den höchsten Kurs, welchen sie mit der Emission des An-
lehensrestes erreicht. hatten, erheblich zurück. Die wichtigsten Notirungen zeigten am
Schlusse des Jahres in Vergleichung mit den beiden Vorjahren:
31. Dec. 1861 1862 1863
5 pCt. Metalliques 66 76,40 72,60
Nationalanlehen 81,500 81,90 80,15
1860er Loose 81,80 92,60 93,10
London 141,90 114,80 118,23
Bankactien 736 809 786
Die Effectirbedeckung der Bank betrug am Schlusse des Jahres circa 11 Mill. mehr
als im vorigen Jahre, der Notenumlauf um 30 Mill. weniger und es stellte sich
das Verhältniß der Effektivdeckung zum Notenumlauf von 1: 3,18 auf 1:2,69,
mithin um ein bedeutendes günstiger. Dabei hatte sich die rückzahlbare Schuld des
Staates um circa 25 Mill. vermindert.
In Amerika wurde der Krieg mit abwechselndem Erfolge fortgesetzt. Der
Süden scheint weniger den Erfolgen des Nordens als seiner eigenen Erschöpfung und
Schwäche nach und nach zu erliegen. Die Schuld der Vereinigten Staaten ist am
30. Nov. 1863 auf 1,312,685,386 Dollars gestiegen, worunter 421,655,428 Dollars
unverzinsliches Papiergeld. Die Bons der Vereinigten Staaten haben sowohl an
der Frankfurter Börse als in Holland und England gute Absatzwege gefunden, was
zu Aufrechthaltung und Kräftigung des Vertrauens in den Nordstaaten nicht wenig
beiträgt. Indessen ist das von Hrn. Chase eingeschlagene Finanzsystem (die große
Papiergeldemission, seine neu errichteten Nationalbanken und die mehrfach versuchten
Maßregelungen der Geldspeculanten) der Art, daß ein hoher Grad von Mißtrauen
gerechtfertigt erscheint. Das Goldagio hatte in Newyork im Laufe des März 73 pCt.
erreicht, sank im Juni bis 23 pCt. und schloß Ende des Jahres mit 51—52 pPéEt.
Man notirte in Newyork:
Dec. 1861 1862 1863
6, Ver. Staaten pr. 1881 93 104 1092
5% „ „ pr. 1874 83 92 101
6 Missouri 50 52 66½
7% Californien 52 113 121
Wechsel auf London 100 146 165