386 Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863.
brster- im Innern, sondern auch im Rathe der Mächte und namentlich Deutsch-
land gegenüber eine feste Stellung gewährte. Freilich war die Februar-
verfassung von der Hälfte des Reichs nicht anerkannt worden und Ungarn,
sowie Croatien beharrten auf dem von ihnen seit zwei Jahren beobach-
teten passiven Widerstande. Dagegen gelang es der Regierung, in diesem
Jahre den Landtag von Siebenbürgen zur Beschickung des Reichsraths zu
vermögen, wodurch derselbe sich als weiterer constituiren konnte und die
Hoffnung genährt werden mochte, daß es am Ende auch noch gelingen
werde, Ungarn und Croatien zur Anerkennung zu bewegen. Nach außen,
namentlich gegenüber Italien, fuhr Oesterreich fort, die zurückhaltende Po-
litik zu beobachten, die es sich seit 1860 zum Grundsatze gemacht hatte.
Vor allem aus suchte es seine Stellung in Deutschland zu befestigen und
den günstigen Moment zu benützen.
Deuchc- Alle Versuche, die deutsche Frage zu lösen, waren entweder geschei-
tert oder hatten keinerlei Aussicht auf Erfolg. Dem für Oesterreich ge-
fährlichsten, der Errichtung eines Bundesstaats unter Führung Preußens,
war Oesterreich, sobald Preußen damit hervorzutreten gewagt hatte, im
Vereine mit den Regierungen der Mittelstagten alsbald entgegengetreten.
Jetzt war von diesem Plane keine Rede mehr. Von einem deutschen
Bundesstaat, dessen Leitung zwar Preußen übertragen werden sollte, aber
nur unter der Bedingung einer Unterordnung specifisch preußischer Inter-
essen unter allgemein deutsche, der Idee des Nationalrereins und seiner
Partei wollten diejenigen, die in Folge der inneren Zerwürfnisse in Preußen
ans Ruder gekommen waren, ganz und gar nichts wissen, und wenn auch
X Hr. v. Bismarck die Idee eines deutschen Bundesstaats keineswegs ganz
fallen ließ, so hatte er unter demselben Namen umgekehrt vielmehr eine
1 Unterordnung deutscher unter preußische Interessen, ein Großpreußen im
4 Auge, von dem er sich selbst sagen mußte, daß es in Deutschland nur
mit Blut und Eisen aufgerichtet werden könnte. Für ein feudales Preu-
ßen fand sich in den anderen deutschen Staaten nur sehr wenig Verständniß
und noch weniger Zuneigung. Preußen war vorerst in Deutschland durch-
aus isolirt. Was es hier verlor, schien Oesterreich zuwachsen zu sollen,
das sich langsam aber stätig consolidirte, und zwar auf einer verfassungs-
mäßigen Grundlage, die ihm eine lebhafte Theilnahme auch von Seite
der übrigen deutschen Stämme sicherte. Schon hatte sich die große Mehr-
zahl der übrigen deutschen Regierungen offen an Oesterreich angeschlossen
und selbst den Zollverein, der Preußen wenigstens auf materiellem Gebiete