Uebersicht der Ereignisse des. Zahres 1863. 397
Lande als ihre Waffen und der Kaiser mußte immer dringender wünschen, Merico.
in Folge einer definitiven Uebereinkunft mit dem Erzherzog Max seine
Truppen zurückziehen zu können.
Die ganze mexicanische Expedition machte trotz des militärischen Er= Frank-
solges den Eindruck eines vom Kaiser begangenen Fehlers, der durch das *
Resultat der Wahlen in Frankreich selbst nicht aufgewogen wurde. Die
diplomatische Erledigung der polnischen Frage mußte daher um so sorg-
fältiger erwogen werden, selbst wenn sie schließlich fallen gelassen werden
müßte. Der Kaiser fand einen Ausweg. Am 5. November eröffnele er
die Session der Kammern. Er ging in der Thronrede über das Ergeb-
niß der Wahlen leicht hinweg, indem er die Niederlage der Regierung in
Paris einfach „lokalen Meinungsverschiedenheiten“ zuschrieb und sich damit
tröstete, daß „alle Mitglieder der Versammlung ihm denselben Eid ge-
leistet hätten, der ihm für ihren Beistand bürge“, und ging dann sehr
ausführlich zur polnischen Frage über, um mit der Idee zu schließen, daß
nur ein europäischer Congreß, dem diese sowie alle anderen zur Zeit noch
ungelösten europäischen Fragen zur Cntscheidung vorzulegen wären, im
Stande sei, einen allgemeinen Krieg abzuwenden. „Die Verträge von
„1815, erklärte er, haben aufgehört zu erxistiren. Die Macht der Ereig-
„nisse hat sie gestürzt oder strebt dahin, sie zu stürzen. Was ist also
„Lerechtfertigter und vernünftiger, als die curopäischen Mächte zu einem
„Congresse einzuladen, auf welchem Eigenliebe und Widerstand vor einem
obersten Schiedsgericht verschwinden würden? Lassen Sie uns den Muth
„haben, an die Stelle eines krankhaften und unsichern Zustandes dauer-
„hafte und regelmäßige Verhältnisse zu setzen, auch wenn dieselben Opfer
„kosten sollten. Vereinigen wir uns, ohne vorgefaßtes System, ohne er-
„clusiven Ehrgeiz, bloß von dem Gedanken beseelt, einen Zustand der Dinge
„herzustellen, der sich hinfort auf das wohlverstandene Interesse der Herr-
„scher und Völker stützt. Dieser Aufruf, gern will ich es glauben, wird
Hvon Allen gehört werden. Eine Weigerung würde geheime Pläne ver-
„muthen lassen, die das Tageslicht scheuen. Aber selbst wenn der Vor-
„schlag nicht einstimmig genehmigt würde, hätte er doch den ungeheuren
„Vortheil, Europa bemerklich gemacht zu haben, wo die Gefahr und die
„Nettung liegt. Zwei Wege stehen offen. Der eine führt zum Fort-
„schritt durch die Versöhnung und den Frieden, der andere, früher oder
„später, ja sogar auf verhängnißvolle Weise zum Kriege durch hartnäckiges
„Festhalten an einer überwundenen Vergangenheit. Sie kennen damit die