Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863. 403
„wordenen Rechtsordnung machen werde, welchen der bloße Wunsch, daß beurfs-
„die morschen Wände den nächsten Sturm noch aushalten mögen, die nö-
„thige Festigkeit nimmermehr zurückgeben könnte. Um einer beklagens-
„werthen Eventualität vorzubeugen, erscheint es uns unerläßlich, daß der
„Bind durch eigene Action in die Beziehungen der europäischen Politik
„nur mit dem Einverständniß der beiden Großmächte eingreife und daß
„jeder der beiden letzteren ein Veto mindestens gegen Kriegserklärungen,
„so lange nicht das Bundesgebiet angegriffen ist, zustehe“. Der König
von Preußen genehmigte die Anschauungen und Forderungen seiner Mi-
nister und lehnte seinen Beitritt zu der Reformacte des Fürstencongresses
am 22. Sept. definitiv ab. Damit mußte das Werk als gescheitert an-
erkannt werden. Zufällig in denselben Tagen fanden auch die General-
versammlungen der beiden großen Parteien, welche die Nation und zwar
zunächst gerade in dieser Frage spalten, des Reformvereins und des Na-
tionalvereins statt: jener sprach sich in Frankfurt einstimmig für, dieser
zu Leipzig eben so einstimmig gegen die Reformacte der Fürsten aus.
Umsonst versuchte Oesterreich auf einer Conferenz zu Nürnberg im October
die Mittel= und Kleinstaaten zu weiteren Schritten im Sinne des öster-
reichischen Planes zusammen zu halten; es wurde beschlossen, die weitere
Fortführung der Angelegenheit dem österreichischen Cabinette selbst zu
überlassen und die Schritte desselben in Berlin lediglich zu unterstützen.
Selbst das scheint nur von wenigen geschehen zu sein, als Graf Rechberg
in einer einläßlichen Denkschrift an die preußische Regierung ihre Forde-
rungen zu widerlegen suchte. Die ganze Angelegenheit gerieth alsbald
ins Stocken. Wie die preußische Idee eines Bundesstaats an Oester-
reich, so war der österreichische Versuch einer Reformacte an Preußen
gescheitert. Die Frage wurde zudem schnell von den Ereignissen überholt.
Deutschland wurde von der dänischen Frage nahe genug berührt.
Die langwierigen Verhandlungen und die langathmigen Actenstücke, die
zwischen Dänemark einerseits und dem Bunde oder seinen Mandataren,
Oesterreich und Preußen, andererseits seit zehn Jahren gewechselt worden
waren, hatte die Nation sehr gleichgültig gelassen und nach und nach ge-
radezu gelangweilt. Das Maaß des Unwillens über die dänische Rabu-
listerei war wohl voll, allein ein entschiedenes Eingreifen wurde längst
weder vom Bundestage noch von den beiden Großmächten, welche die ganze
Angelegenheit fast absichtlich in die Länge zu spinnen schienen, erwartet.
Der dänische Erlaß vom 30. März bezüglich Holstein hatte indeß selbst
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