Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863. 405
Die Regierungen der verschiedenen Staaten, die Bundesversammlung selbst Deutsch-
konnte von derselben nicht unberührt bleiben. Dänemark erkannte, daß
der entscheidende Augenblick gekommen sei.
Das kleine Volk der Dänen, das einst durch seine günstige Lage J
zwischen der Nordsee und Ostsee eine große und vielfach entscheidende
Rolle im Norden Europa's gespielt hatte, sah sich seit langem schon auf
die bescheidene Aufgabe zurückgedrängt, das was ihm von früherer Macht
und Größe, was ihm von früherem Reichthume selbst geblieben war, sorg-
sam zusammenzuhalten, um wenigstens diejenige Selbständigkeit, die allein
noch möglich schien, zu bewahren. Die Festhaltung der deutschen Herzog-
thümer und die möglichste Ausbeutung derselben im Interesse des Gan-
zen und namentlich der Hauptstadt Kopenhagen war ihm dazu uner-
läßlich. Seit dem Anfange des Jahrhunderts war daher auch erst leise,
dann immer stärker und stärker das fast instinctive Bestreben hervor-
getreten, das deutsche Element, das es bisher unbefangen in sein eigenes
Wesen aufgenommen und darin hatte walten lassen, wieder auszuscheiden
und zurückzudrängen. Dazu kam allmählig die immerhin noch entfernte
Aussicht, daß der Mannsstamm der regierenden königlichen Familie aus-
sterben könnte und daß dann der legitime Gang der Erbfolge das Reich
auseinanderreißen und die deutschen von den dänischen Theilen desselben
ausscheiden würde. In den vierziger Jahren trat diese Sorge zuerst offen
hervor und verrieth sofort den geheimen Wunsch, die historischen Rechte
der deutschen Herzogthümer dem Interesse des dänischen Theils der Mo-
narchie unterzuordnen und zum Opfer zu bringen. Allein gleich der erste
Versuch Königs Christian VIII., an die legitime Erbfolge zu rühren, rief
das ganze deutsche Rechtsbewußtsein der Herzogthümer wach, der deutsche
Bund nahm sich Holsteins als eines seiner Glieder an und der Dänen-
könig mußte sich vorerst bescheiden. Die Frage ruhte jedoch nicht lange,
das Jahr 1848 rief sie alsbald mit verstärkter Gewalt wieder hervor.
Die Bewegung war jetzt eine doppelte: die deutschen Herzogthümer, auf-
geschreckt durch jenen ersten Versuch der Dänen und die Gefahr, die ihnen
drohte, deutlich erkennend, erhoben sich, um ihre alten, durch die Länge
der Zeit vielfach verwischten Landesrechte wieder herzustellen. und sich
durch die Erneuerung der alten Zusammengehörigkeit Schleswigs und
Holsteins und die Durchführung der ursprünglich bestandenen bloßen Per-
sonalunion mit Dänemark gegen jede Exventualität zu sichern; die Dänen
ihrerseits benützten den in verhängnißvoller Weise in demselben Moment