Däne-
mark.
406 Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863.
eingetretenen Thronwechsel, um eine neue Verfassung zu erzwingen und
sich ein völlig demokratisches Regiment zu geben, durch welches der nach
allen Verhältnissen unselbständige neue König Friedrich VII. zu einem willen-
losen Werkzeug der Bevölkerung Kopenhagens, das die ganze Monarchie in
seinem ausschließlichen Interesse zu leiten den Anspruch machte, herabsank.
Die beiden Bewegungen mußten zusammenstoßen und der offene Krieg
zwischen beiden Nationalitäten sofort zum Ausbruch kommen. Die deutschen
Herzogthümer suchten und fanden Anfangs einen Rückhalt an der deutschen
Nation und zunächst an Preußen. Aber bald wurden sie von diesem im
Stich gelassen und als die deutsche Bewegung selbst zusammengebrochen
war, nahm Oesterreich, das sich plötzlich wieder emporgerichtet hatte, auch
diese Frage in seine Hand, zwang Preußen in seine Bahn und machte
mit diesem vereint der ganzen Erhebung der Herzogthümer ein Ende. Die
alte Verbindung zwischen Holstein und Schleswig, der wesentlichste Hebel
ihres bisherigen Widerstandes, wurde definitiv aufgelöst und die ange-
strebte Personalunion durch die Idee einer Gesammtstaatsverfassung, deren
Grundlinien jedoch ganz unbestimmt gezeichnet waren, ersetzt. Die Herzog-
thümer sahen sich in ihrm berechtigten Streben weit zurückgeworfen: die
Erhaltung provinzialständischer Rechte und die von Dänemark formell einge-
gangene Verpflichtung, Schleswig wenigstens nicht in Dänemark einzuverleiben,
waren alles, woran sie sich noch klammern konnten und klammern mußten,
um ihre Selbständigkeit zu retten und der dänischen Uebermacht zu widerstehen.
Die Lage der Herzogthümer war solchergestalt nicht bloß eine
höchst schwierige, sondern sie schien in Wahrheit eine völlig verzweifelte.
Von der Nation nothgedrungen im Stiche gelassen, von den beiden deut-
schen Großmächten entwaffnet und dem Dänenkönig schutzlos preisgegeben,
hatte sich gewissermaßen ganz Europa gegen sie verschworen, indem es sich
bemühte, ihnen auch noch die letzte einzige Hoffnung auf Erlösung von
ihren Drängern, die Aussicht, durch den Tod des regierenden Königs von
Dänemark getrennt zu werden und unter einem eigenen Fürsten ihres
Daseins wieder froh werden zu können, abzuschneiden und sie durch eine
neue Erbfolgeordnung auch ferner an Dänemark zu fesseln. Wenige Mo-
nate nach den oben bezeichneten Vereinbarungen traten Oesterreich und
Preußen dem Londoner Vertrage bei, eine Reihe nichtdeutscher Mächte
zweiten und dritten Ranges folgten dem Andrange der vereinigten Groß-
mächte und selbst in Deutschland vermochten mehrere der größeren
Mittelstaaten, wie Hannover, Sachsen, Württemberg demselben nicht zu