408 Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863.
Din es gebrach der entscheidenden Maßregel nichts mehr als die königliche
« Sanction, als Friedrich VIl. plötzlich starb.
Prinz Christian folgte ihm als Christian IX. in allen bisher zu
Dänemark gehörigen Theilen, im eigentlichen Königreich rechtlich, weil für
dieses durch den Verzicht der näher Berechtigten und durch die Zustim-
mung des Reichstages der Londoner Vertrag perfect geworden war, in
Schleswig, Holstein und Lauenburg wenigstens factisch. Sofort trat an
ihn die Frage, ob er die neue Verfassung für Dänemark-Schleswig sanc-
tioniren sollte oder nicht. Der Entscheid, mochte er so oder so ausfallen,
war mit drohenden Gefahren unausweichlich verknüpft. Ertheilte er jener
Verfassung seine Sanction, so mußte er fürchten, sich die ganze Wucht des
deutschen Bundes auf den Hals zu laden, verweigerte er sie dagegen, so
lief er Gefahr, das Mißtrauen des Dänenthums, das schon wach war,
in helle Flammen auflodern zu sehn und vielleicht eine Erhebung in seiner
eigenen Hauptstadt gegen seine Dynastie von gestern hervorzurufen. Zwi-
schen diesen beiden Gefahren hatte er zu wählen. Die letztere lag ihm
für den Augenblick näher. Schon am ersten Tage, nachdem er den Thron
bestiegen, überreichte ihm eine Deputation der Communalbehörde eine
Adresse, welche jene Sanction energisch von ihm verlangte, während die
Massen auf die Antwort harrend seinen Palast umlagerten und ihren
Zorn laut an den Tag legten, als die Deputation mit der Antwort zurück-
kehrte, daß der König wenigstens Bedenkzeit für seinen definitiven Bescheid
verlangt habe. Während der Nacht gewann die Bewegung an Kraft und
Ausdehnung und am folgenden Morgen war die Stimmung in Kopen-
hagen so drohend, daß der König es nicht wagte, länger zu widerstehn.
Er berief den geheimen Staatsrath zusammen und vollzog die Sanction.
Der Conseilpräsident Hall theilte die Thatsache sofort dem außerordentlich
zusammen berufenen Reichsrathe mit und dieser beschloß, den König in
corpore für diese Concession an den Willen des dänischen Volkes zu be-
glückwünschen. Kopenhagen war zufriedengestellt und trat in seine Ruhe
zurück. Dieser nächsten Gefahr war der König ausgewichen. Die ihm
von Deutschland her drohende andere Gefahr lag wenigstens entfernter
und der König glaubte sich der zuversichtlichen Hoffnung hingeben zu dür-
fen, dieser Gefahr unter allen Umständen nicht ohne Bundesgenossen he-
gegnen zu müssen.
Schweden Sein nächster Blick fiel auf die stammverwandten Völker von Schwe-
und Nor-
wegen den und Norwegen, mit deren Könige sein Vorgänger die engsten Be-