Uebersicht der Ereignisse des Lahres 1863. 409
ziehungen angeknüpft hatte. Der König von Schweden und Norwegen Schwete
schien persönlich geneigt, den Dänen selbst materielle Hilfe zu gewähren wegen.
und hatte in der That durch seinen Vorschlag einer Reform der schwe-
dischen Verfassung, den er dem Reichstage am 5. Januar 1863 vorlegte
und der die schwierige Frage, an der sich die Stände seither umsonst ab-
gemüht hatten, durch königliche Initiative auf eine nach allen Seiten bil-
lige Weise zu lösen schien, sich ein neues Anrecht auf das Vertrauen seiner
Nation erworben. Das gewallthätige Vorgehen der Dänen in Schleswig
und in Holstein und die Art und Weise, wie Dänemark seinen einge-
gangenen Verpflichtungen auszuweichen suchte und selbst den unzweifelhaft
berechtigten Ansprüchen Deutschlands, selbst den bescheidensten Forderungen
des Vundes ein taubes Ohr entgegensetzte, erregte zwar auch in den scan-
dinavischen Reichen Mißfallen und begegnete hie und da lautem Tadel.
Aber im allgemeinen neigte sich die öffentliche Meinung doch entschieden
auf die Seite Dänemarks für den Fall, daß es zu einer Entscheidung
durch das Schwert kommen sollte, und wünschte wenigstens Schleswig
Dänemark zu erhalten und jedem Einflusse des deutschen Bundes entzogen
zu sehen. Die Regierung nährte diese Neigung, vertrat die Ansprüche
Dänemarks gegen Deutschland bei den übrigen Unterzeichnern des Lon-
doner Vertrags mit regem Eifer und ihr Vertreter am Hofe von Kopen-
hagen, Graf Hamilton, suchte sie auf dieser Bahn weiter zu führen. Im
August erschien der schwedische Minister des Auswärtigen, Graf Mander-
ström, selbst in Kopenhagen und es wurde eensthaft über eine Offensiv-
und Defensiv-Allianz zwischen beiden Regierungen unterhandelt. Obwohl
diese Unterhandlungen zur Zeit noch im Dunkel schweben, so scheint doch
so viel sicher zu sein, daß beide Theile sich im wesentlichen verständigten
und daß ein Allianzvertrag zu Stande kam, dem nur noch die beidersei-
tige Ratification fehlte. Eine einflußreiche Partei in Stockholm war in-
deß einer materiellen Unterstützung Dänemarks gegen die überlegene Macht
Deutschlands entschieden abgeneigt, der Tod des Dänenkönigs kam da-
zwischen und die Allianz wurde von Schweden nicht ratifizirt. Die zu-
versichtliche Erwartung der Dänen war getäuscht. Allein Dänemark mochte
sich immerhin der Hoffnung hingeben, von Schweden schließlich doch noch
thatsächlich unterstützt zu werden, wenn es gelänge, irgend eine andere
Macht dazu zu bewegen.
Sämmtliche fünf Großmächte, die ja den Londoner Vertrag unter= Hi
zeichnet hatten, standen bis auf einen gewissen Grad auf Seite Dänemarks.