Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863. 417 
ordnetem Gewicht ist. Der Kaiserstaat besteht eben zum größeren Theile 
aus nicht-deutschen Elementen und das Interesse der Gesammtmonarchie 
ist es, das den Ausschlag gibt und wonach seine auswärtige Politik ge- 
leitet wird. Die Februarverfassung konnte hierin um so weniger etwas 
ändern, als die Leitung dieser Angelegenheiten dem Grafen Nechberg ver- 
blieb, der sorgfältig innerhalb der bekannten Bahnen der diplomatischen 
Ueberlieferungen Oesterreichs zu verharren sich bemühte. Die Bewegung 
für Schleswig-Holstein, welche ganz Deutschland ergriff, machte sich aller- 
dings auch in den deutschen Provinzen Oesterreichs geltend; auch hier be- 
gannen sich Comité's zu bilden, auch hier wurde die Regierung im Reichs- 
rathe interpellirt, auch hier wurden Petitionen an die Volksvertretung und 
Adressen an den Kaiser selbst vorbereitet. Allein da in Oesterreich keiner- 
lei gesetzliches Vereinsrecht besteht, so siel es der Regierung nicht schwer, 
die ihr unbequeme Agitation schon im Keime zu ersticken. Die Inter- 
pellationen wurden vorerst vom Grafen Rechberg nicht beantwortet, die 
Sammlungen für Schleswig-Holstein nur gestattet, soweit es sich um reine 
Wohlthätigkeitswerke ohne alle politische Beimischung zu handeln schien, 
die Statthalter der verschiedenen Kronländer erhielten gemessene Befehle, 
die Bewegung sorgfältig zu überwachen und den directen Adressen an den 
Kaiser machte dieser selbst ein Ende, indem er eine Deputation des Wiener 
Gemeinderathes sehr ungnädig beschied und sie von politischen Interessen 
geradezu an die sorgfältigere Wahrung ihrer eigentlichen Aufgabe verwies. 
Die kaum begonnene Bewegung gerieth dadurch alsbald in's Stocken und 
ließ der Regierung, die auch von der Majorität im Reichsrathe nichts zu 
besorgen hatte, vollkommen freie Hand, 
Die nächste Entscheidung siel der Bundesversammlung in Frankfurt 
zu. Der bisherige Gesandte für Holstein und Lauenburg legte am 
28. November derselben seine neue Vollmacht Namens des Königs Chri- 
stian IX. von Dänemark als Herzogs von Holstein und Lauenburg vor, 
während der Prinz von Augustenburg durch den badischen Gesandten dem 
Bunde seinen Regierungsantritt als legitimer Herzog von Schleswig-Hol- 
stein und Lanenburg notifizirte und die Anerkennung desselben als seines 
Vertreters verlangte. Wenigstens ein vorläufiger Entscheid mußte gefaßt 
werden und dieser siel dahin aus, daß mit großer Mehrheit beschlossen 
wurde, die Führung der holstein-lauenburgischen Stimme vorerst zu suspen- 
diren. Der- Zwiespalt der Anschauungen und der Interessen trat indeß 
sofort auf's entschiedenste zu Tage. Oesterreich und Preußen gaben eine 
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Oester- 
reich, 
Deutsch- 
land.
	        
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