426 Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863.
destruppen einzogen, sofort auf offenem Markte den Herzog Friedrich und
dieselbe Manifestation heftete sich von Ort zu Ort, von Altona bis Rends-
burg, an die Fersen der abziehenden Dänen. Nicht ein größerer Ort
blieb, wie es scheint, zurück und überall geschah es in vollkommener Ord-
nung, mit demjenigen Ernste und mit derjenigen Entschiedenheit, die diesem
Stamme Feigen sind. Hie und da wurden dabei jene Beamteten, welche
den Dänen den Huldigungseid geleistet, beseitigt, doch ohne Gewaltthat
oder Excesse; die ärgsten Dränger fanden für gut, das Land freiwillig zu
räumen. Die vom Bunde den Truppen beigegebenen Cirilcommissäre
machten am 26. December den Versuch, diesen Demonstrationen, nament-
lich der Proclamation des Augustenburgers, so lange der Bundestag über
die Ansprüche desselben noch nicht entschieden habe, durch einen Erlaß ent-
gegenzutreten, allein ohne den mindesten Erfolg. Das. Volk. war ent-
schlossen, und Gewalt gegen dasselbe zu gebrauchen, war unter den ob-
waltenden Umständen doch nicht möglich. Am 27. traten wohl 20,000
holsteinische Männer aus allen Theilen des Landes, selbst aus denen,
welche im Augenblick von den Dänen neoch nicht geräumt waren, in Elms-
horn unter freiem Himmel zu.einer großen Landesgemeinde zusammen, pro-
clamirten einstimmig den Herzog Friedrich als ihren rechtmäßigen Landes-
herrn und beschlossen ihm durch eine Deputation die Einladung zu senden,
er möge seinem treuen Erblande nicht länger ferne bleiben. Ihr Wunsch
fand eine schnelle Erfüllung. Am 30. December traf der Herzog, der
bisher in Gotha seinen Wohnsitz genommen, ein Cabinet gebildet und eine
freiwillige Anleihe ausgeschrieben hatte, ganz unerwartet in Kiel selbst
ein. Ein unendlicher Jubel der Berölkerung empfing ihn. Die Regie-
rungen von Oesterreich und Preußen sahen den Schritt sehr ungern, ängst-
liche Gemüther erschraßen. Der Herzog hatte ganz richtig gefühlt, daß
er dem Lande, auf das er Anspruch machte und das ihn verlangte, un-
möglich ferne bleiben dürfe, daß er sich mit diesem Volke, das er aus
fremder Knechtschaft zu befreien berufen schien, sich nothwendig in directe
Verbindung setzen müsse: eine schnelle, gewaltsame Entscheidung suchte er
indeß nicht, durch eine Proclamation an die Schleswig-Holsteiner forderte
er sie selber auf, „die vom Bunde angeordnete vorläufige Verwaltung zu
achten und Conflicte zu vermeiden.“ Er vertraute auf sein Geschick, auf
die Kraft dieser Stämme, auf die Unterstützung der Nation, aber er konnte
sich auch nicht verhehlen, daß noch große und mannigfaltige Schwierigkeiten im
Wege standen, die überwältigt werden mußten, um endlich ans Ziel zu ge-