Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863. 433
diesem Flusse noch immer gegenüberstanden, erfolgen. Aber gerade hier
trat während des ganzen Jahres kein entscheidender Schlag ein. Nachdem
sich dort der Unionsgeneral Burnside zu Ende des Jahres 1862 durch
den Verlust der Schlacht von Frideriksburg als unfähig erwiesen hatte,
wurde er durch Hooker erfetzt, der sich indeß nicht besser bewährte. Ende
Mai ergriffen die Südbündischen unter General Lee wieder die Offensive,
brachen in Pennsylvanien und Maryland ein und zwangen dadurch Hooker
auch seinerseits zurückzugehn. Washington selbst schien neuerdings bedroht:
Hooker wurde abgesetzt und durch Meade ersetzt. Am 1. April kam es
bei Gettysburg zwischen beiden Armeen zur Schlacht: nach dreitägigem
Kampfe wurde General Lee gezwungen, sich zurückzuziehen, was er indeß
in voller Ordnung zu bewerkstelligen vermochte. Seither lagen sich wieder
beide Armeen am Rappahannoc und Rapidan wie bisher gegenüber. Die
Anstrengungen des Südbundes ließen während des ganzen Jahres nach
allen Seiten nicht nach, aber die Verluste, die er während desselben erlitt,
waren empfindliche, der Kreis, der sich um ihn schloß, wurde immer enger und
seine Kräfte begannen, nur allmälig aber sichtlich, zu schwinden. Der Sieg
des Nordens mochte sich etwas verzögern, aber er war offenbar nur noch
eine Frage der Zeit.
Der Blick wendet sich am Schlusse des Jahres mit größerer
Sorge nach dem alten Europa zurück. Die Besetzung Holsteins durch
die Truppen des deutschen Bundes, die mit dem letzten Tage des
Jahrs vollendet wurde, war nur die Einleitung zur Entscheidung
des deutsch-dänischen Streites. Nicht Holstein sondern Schleswig bildete
den Kern der Frage und schon hatte noch in den letzten Tagen des Jahres
Hessen-Darmstadt am Bunde darauf angetragen, dasselbe im Sinne der
nationalen Bewegung „zum Schutz aller Rechte“ durch Bundestruppen
zu besetzen, Oesterreich und Preußen dagegen es auf Grund der Verein-
barungen von 185 ½6 „durch ein österreichisch-preußisches Armeecorps in
Pfand zu nehmen.“ Ein Krieg mit Dänemark war unter allen Umständen
nicht zu vermeiden. Dänemark war entschlossen, Schleswig bis auf's
äußerste zu vertheidigen, denn es handelte sich in der That um seine
Existenz. Deutschland aber mußte den Krieg aufnehmen; die Nation fühlte,
daß die endliche Entscheidung in dieser Frage auch zugleich über ihre
Zukunft entscheiden werde.
28
Schlus