52 Deutschland.
4. Aug. (Fürstencongreß). Der König von Preußen lehnt die
Einladung Oesterreichs zu einem Fürstencongresse ab und schlägt
dagegen Ministerialconferenzen vor:
„ . . . Einer in die Interessen Meines Volkes und der gesammten deut-
schen Nation so tief eingreifenden Frage gegenüber sind es zunächst zwei
Erwägungen, welchen Ich im Interesse der Sache selbst Meine Entschließungen
unterordne. Einmal kommt es darauf an, zu verhüten, daß das bestehende
Maß der Einigung vor jeder Gefährdung durch das Streben nach einem
festeren Bande bewahrt werde. In dieser Beziehung entnehme Ich aus Eurer
Majestät Absicht, die wesentlichen Grundlagen der Bundesverfassung zu er-
halten, die Bürgschaft, daß das Gute, soweit es vorhanden, dem Streben
nach Besserem nicht ohne Sicherheit des Erfolges geopfert werden wird.
Meine zweite Erwägung ist die, daß die Erreichung des für die Zukunft
gesteckten Zieles durch die Wahl des Weges wesentlich beeinträchtigt oder ge-
fördert werden wird. Unsere Arbeiten würden, Meiner Ansicht nach, dadurch
nicht erleichtert werden, daß Wir sie mit einer Zusammenkunft der Souveräne
beginnen. Es scheint mir Unerläßlich, daß einem so bedeutsamen Schritte,
wenn er den gewollten Erfolg haben soll, eingehende Vorarbeiten und Con-
ferenzen Unserer Minister vorausgehen, über deren Ergebniß schließlich von
den Souveränen die Entscheidung zu treffen sein wird. Aus diesem Grunde
glaube ich Mir die Annahme der Einladung Eurer Majestät zum 16. d. M.
versagen und Eurer Majestät vorschlagen zu sollen, daß wir die Fragen,
über welche von den Souveränen sämmtlicher Bundesstaaten zu beschließen
sein wird, zunächst in Ministerialconferenzen der Vertreter der 17 Stimmen
des engeren Rathes der Bundesversammlung berathen und feststellen lassen.“
7. „ (Fürstencongreß). Der Kaiser von Oesterreich erneuert
die Einladung an den König von Preußen zur Theilnahme an
dem auf den 16. festgesetzten Congreß der deutschen Fürsten und
wünscht, daß der König, wofern seine Gesundheit wider Verhoffen
ihn hindern sollte, selbst nach Frankfurt zu kommen, einen Prinzen
seines Hauses dahin senden möge. Der König lehnt auch dies
sofort ab.
13. „ (Fürstencongreß.) Eine preußische Depesche an den preuß.
Gesandten in Wien theilt demselben die österr. Denkschrift vom
3. August mit:
„ . . . Dieses Actenstück erhält sowohl durch seinen Inhalt wie durch die
Art der Mittheilung eine so weit greifende Bedeutung, daß es nicht allein
Gegenstand der ernstesten Erwägung werden muß, sondern auch das Be-
dürfniß fernerer Aufklärung für uns dringend hervorruft. Was uns in
demselben ganz besonders hat überraschen müssen, ist nämlich die Art, wie die
Vorschläge zu einer organischen Reform der Bundesverfassung durch An-
schauungen motivirt werden, welche die Grundlage des Bundesver-
bands selbst in Frage stellen. Wir konnten nicht darauf gefaßt sein,
die Bundesverträge, deren gewissenhafter Durchführung wir seit fast einem
halben Jahrhundert, durch materielle Leistungen und durch den Verzicht auf
eine freiere Bewegung unserer eigenen Politik, so erhebliche Opfer zu bringen
fortfahren, von der kaiserlichen Regierung als eine werthlose und hinfällige
Institution bezeichnet zu sehen. Das Promemoria enthält in dieser Be-
ziehung Deductionen, welche zu der Auffassung führen, als sehe Oesterreich
das bisherige Bundesverhältniß, dessen Zustand als ein „schlechthin chaotischer“
bezeichnet wird, schon als gelöst an... Gelingt es aber nicht, anderweite
Einrichtungen herzustellen, welche den Gegensatz der Particular= und der