Deutschland. 93
tokoll (Programm ihrer gemeinsamen Politik in der schleswig-hol-
steinischen Frage):
„Die Stellung der k. österr. und der k. preuß. Regierung ist durch den
Vertrag bedingt, welchen beide in Gemeinschaft mit den Regierungen von
Frankreich, Großbrittannien, Rußland und Schweden 1852 in London mit
der Krone Dänemark abgeschlossen haben, nachdem die Vorbedingungen
desselben durch Verhandlungen mit Dänemark im Laufe der Jahre 1851/52 fest-
gestellt worden waren. Beide Regierungen fassen die Gesammtheit dieser Ver-
abredungen als ein untrennbares Ganzes auf, welches durch den Lon-
doner Vertrag seinen Abschluß erhalten hat. Nachdem der Fall, welchen dieser
Vertrag im Auge hatte, nunmehr eingetreten ist, sind beide Regierungen zur
Ausführung des Vertrages bereit, wenn die Krone Dänemark ihrer-
seits die vorgängigen Verabredungen ausführt, deren Verwirklichung eine
Voraussetzung der Unterzeichnung des Londoner Vertrages durch Preußen
und Oesterreich bildete. Die Suecession in Lauenburg steht dem König
Christian von Dänemark nach Ansicht beider Regierungen auch dann zu, wenn
der Londoner Vertrag hinfällig wird, nachdem der nächstberechtigte Erbe wei-
land König Friedrichs, der Prinz Friedrich von Hessen, seine Rechte auf Kö-
nig Christian übertragen hat. Die Zulassung des vom Könige von Däne-
mark für Lauenburg ernannten Gesandten in dem Maße, wie die Vertreter
der einzelnen Bestandtheile stimmberechtigter Curien zur Theilnahme an den
Sitzungen berechtigt sind, erscheint daher nicht anfechtbar. Für Einräumung
des auf der Gesammtcurie Holstein und Lauenburg ruhenden Stimmrechts
aber vermögen beide Regierungen nur dann zu votiren, wenn der König
Christian diejenigen Zusagen erfüllt, im Vertrauen auf welche beide Mächte
den Londoner Vertrag, welcher ihnen gegenüber den Succeessionstitel des Kö-
nigs in Holstein bildet, angenommen haben.“
28. Nov. (Oesterreich). Der Gemeinderath von Wien beschließt eine
Adresse an den Kaiser zu richten um Schutz für die Rechte der
Herzogthümer Schleswig-Holstein.
29. „ (Nassau). Ungnädige Antwort des Herzogs an die Deputation
einer Volksversammlung von Wiesbaden: er wisse, was er von dem
Vertrauen, das man zu ihm zu haben vorgebe, zu halten habe; der
Ausfall der Landtagswahl habe ihn hierüber belehrt; die Rechte
des sog. Herzogs von Augustenburg seien noch unklar; er liebe
überhaupt Deputationen nicht, die aus dem Schooße von Volks-
versammlungen hervorgegangen seien.
„ „ (Hamburg). Der Bürgerausschuß lehnt den Antrag, die Bür-
gerschaft möge den Senat zu Anerkennung des Herzogs Friedrich
auffordern, mit 10 gegen 8 Stimmen ab.
30. „ (Schwarzburg-Sondershausen). Eröffnung des Land-
tags. Die Regierung erklärt, daß sie fest auf ihrem früheren
Standpunkte, dem Antrage Oldenburgs auf Rücktritt von den Ver-
einbarungen mit Dänemark von 1851/52, beharre.
1. Dec. (Zollverein). Die Zollconferenz in Berlin beginnt die Be-
rathungen über den Handelsvertrag mit Frankreich, nachdem sie
diejenigen über die Tarifreform zu Ende geführt hat.
„ „ (Holstein). Herzog Friedrich ist bis jetzt theils förmlich theils