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gebracht werden. Ganz Deutschland, und vor allem die Herzogthümer selbst,
sind bereit, an der Seite der deutschen Großmächte den Kampf für die Freiheit
und nationale Unabhängigkeit Schleswig-Holsteins aufzunehmen. Das Land kann
es aber nicht verkennen, daß die schließliche Entscheidung in den Händen
desjenigen Staates liegt, der im Kampf um die Nordgränze Deutschlands zur
Führung berufen ist. Es ist durchdrungen von der Ueberzeugung, daß es ge-
rade in diesem Augenblick geboten ist, uns Garantien zu sichern, welche die
entschlossene und energische Haltung der norddeutschen Großmacht verbürgen.
Ew. Hoheit haben es ausgesprochen, daß Sie, von der gleichen Ueberzeugung
durchdrungen, bereit sind, Preußen diejenige Stellung im Land ein-
zuräumen, welche es in unserm, in seinem, in des ganzen Va-
terlands Interesse hier einnehmen muß. Wir danken Ew. Hoheit
für dieses hochherzige Wort und entnehmen daraus die zuversichtliche Hoff-
nung, daß, welche Kämpfe auch noch bevorstehen mögen, das Recht Ew. Hoheit
und des Landes und damit dessen deutsche Zukunft auf alle Zeit gesichert sind."
27. Juni. (Hannover). Die II. Kammer genehmigt den Antrag Mi-
quels bez. der Domänenausscheidung mit 46 gegen 40 Stimmen:
„Stände halten sich, getreu ihrer verfassungsmäßigen Aufgabe, den Ueber-
zeugungen des Landes einen offenen und wahrhaften Ausdruck zu geben, ge-
drungen, der k. Regierung gegenüber auszusprechen, wie die auf Grund des
Gesetzes vom 24. März 1857 durch eine zur Hälfte aus regierungsseitig er-
nannten, zur Hälfte aus von den damaligen Ständen gewählten Mitgliedern
zusammengesetzte und endgültig entscheidende Commission ausgeführte Aus-
scheidung des überwiegenden Theils der Domänen behufs Anrechnung des
20jährigen Reinertrags-Durchschnitts auf die k. Bedarfsumme noch immer in
keiner Weise den Beifall des Landes hat finden können. So wenig auch Stände
irgend gemeint sind, den Erfordernissen des k. Haus= und Hofhalts entgegen-
zutreten, so wenig würden sie doch es mit ihren Pflichten gegen die Krone
und gegen das Land vereinbar halten, wenn sie verschweigen wollten, wie jene
in Deutschland allein dastehende Ausscheidung nicht blos die finanziellen und
wirthschaftlichen Interessen des Landes auf das empfindlichste beeinträchtigt,
sondern auch namentlich in Folge der Unbestimmtheit und steigenden Natur
der in solchem Maße wohl von keiner Seite beabsichtigten Verluste der Gene-
ralkasse, der dadurch herbeigeführten vielfachen Verschiedenheit der Interessen
des Kronguts und der Landesverwaltung und des Hereinziehens des Inhabers
der höchsten Gewalt in privatrechtliche Verhältnisse und Verwicklungen, eine
fortdauernde Quelle von Mißdeutungen, Verstimmung und Mißtrauen zu sein
droht. Stände halten daher eine Zurücknahme oder mindestens eine auf der
Grundlage der Billigkeit und der gerechten Würdigung beiderseitiger Wünsche
und Bedürfnisse beruhende wesentliche Umgestaltung jener Ausscheidung für
dringend im Interesse aller Betheiligten geboten. Sie sind davon durchdrungen,
daß jetzt nach einer sechsjährigen Erfahrung, welche auch manche, aus der
Schwierigkeit, ja fast Unmöglichkeit, die vereinbarten Grundlagen des Aus-
scheidungsvertrags vollständig richtig auszuführen, sehr leicht erklärliche Irr-
thümer thatsächlich berichtigte und vielfache nicht vorgesehene, bedenkliche finan-
zielle und politische Folgen klarstellt, in einer Zeit der Ruhe und des Friedens
der geeignete Moment, ein dauerndes, auf allseitiger Uebereinstimmung ruhen-
des Werk zu schaffen, gekommen ist. Sie hoffen, k. Regierung werde mit
ihnen die Nothwendigkeit einer solchen Reform und die aus dem einfachen
Ablehnen oder dem zögernden Hinausschieben derselben zu befürchtenden Ge-
fahren nicht verkennen und geben sich daher der Erwartung hin, k. Regierung
werde bald in der Lage sein, ihnen dieserhalb entsprechende Vorlagen zu machen.“
28. „ (Zollverein). Kurhessen ist von Bayern und seinen näheren
Zollverbündeten bereits abgefallen, während Hannover noch schwankt.
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