Preußen. 171
land gewonnen." Ein halbes Jahrhundert, fünfzig lehrreiche Jahre sind seit-
dem verflossen, und ihre Lehren lassen ohne Selbsttäuschung und ohne Ueber-
muth heute laut es uns sagen: Auch jener Boden, der in diesen Tagen
mit unserm Blut getränkt ist, jenes hoch nach Norden sich erstreckende von
zwei mächtig hinaus lockenden Meeren umspülte Land mit dem spröden Erz
seiner Bevölkerung — es wird dauernd und sicher und zu rechtem Ge-
winn nur dann Deutschland erworben und sich selbst wieder gegeben sein,
wenn und soweit Preußens Macht und Wehr es schirmend umfängt,
Preußens streuge Zucht und Ordnung und staatsbildende
Kraft es erfaßt und durchdringt. Wir freuen uns des glorreich errungenen
Friedens und sind stolz darauf. Großes ist erreicht. Doch, es ruht die Hand
noch am Schwert. Wir vertrauen dem König. Er wird das rechte Wort
sprechen zu rechter Zeit. Was er aus freier königlicher Entschließung zur
Wahrung deutscher Macht und Ehre begonnen, er wird es hinausführen zu
einem guten, für Preußen und Deutschland ehrenvollen und segensreichen
Ende. Und Preußens Volk — dessen sind alle dort Zeugen die da leben,
wie die, welche den schönen Tod für König und Vaterland starben — Preußens
Volk wird niemals es an sich fehlen lassen, wenn die Ehre und sein König
es ruft. Doch auch das stolze Wort, das treu gemeinte, es tritt gern bescheiden
zurück in das Gefolge der That. . «
Armeebefehl des Königs:»...Die Tage von Düppel und Alfen
sind durch euren Heldenmuth auf ewige Zeiten in der Kriegsgeschichte ver-
zeichnet. Meine neu begründete Flotte hat sich den Landtruppen würdigst an-
geschlossen, und zählte in ihrem Erstkampf nicht die Zahl der feindlichen Schiffe.
Vereint mit den tapfern Truppen Meines erhabenen Verbündeten, des Kaisers
von Oesterreich Majestät, habt ihr den Feind überall besiegt. Der Segen der
Vorsehung hat auf euch geruht, weil ihr gottesfürchtig, pflichtgetreu, gehorsam
und tapfer waret. Aber auch die andern Theile Meines Heeres haben sich
Meine Zufriedenheit erworben. Bedeutende Streitkräfte haben in schwerem
Dienst die östlichen Gränzen des Staats gegen den andringenden Aufruhr
geschützt: die übrigen Abtheilungen haben durch unverdrossene Uebung den
Ruf Unserer Kriegsbereitschaft aufrecht erhalten. Somit hat sich die neue
Organisation, welche Ich der Armee gegeben habe, glänzend bewährt.
In Stolz, und Freude blicke Ich auf Meine ruhmreiche gesammte Kriegs-
macht. “
8. Dec. In der Berliner Stadtverordnetenversammlung wird die Auf-
hebung des Beschlusses v. 18. Juni 1863 angeregt.
„ „ Erlaß des Oberkirchenraths bez. des badischen Kirchenstreits für
und wider Schenkel.
11. „ Das Postwesen und die Telegraphenverwaltung in Holstein werden
von den Civilcommissären aus dem bisherigen Geschäftskreise der
Landesregierung ausgeschieden und unter preußische Chefs gestellt.
13. „ Nachwahl zum Abg.-Hause in Bromberg. Sieg der Opposition.
„ „ Hr. v. Bismarck erklärt den Mittelstaaten in Depeschen an Bayern,
Sachsen 2c., daß sich Preußen einem competenzwidrigen Majoritätsbeschluß
der Bundesversammlung am 5. d. M. nicht unterzogen haben würde
und auch in Zuknnft nicht unterziehen werde und regt in einer De-
pesche an Oesterreich die Annexion der Herzogthümer an Preußen
an. Jedenfalls verweigert Preußen eine Lösung der schlesw.--holst.
Erbfolgefrage, bevor seine zukünftige Stellung in den Herzogthümern
festgestellt sei (s. Dtschld.).
15. „ In der Stadtverordnetenversammlung von Berlin wird der förm-