Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfter Jahrgang. 1864. (5)

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Frankreich. 
7) Das Turiner Cabinet behält die Politik des Herrn Grafen Cavour bei. 
Nun, dieser berühmte Mann hat erklärt, daß Rom mit Italien vereinigt und 
Hauptstadt desselben nur werden könne mit Zustimmung Frankreichs. 
„Das sind, Herr Baron, die verschiedenen Punkte, die ich in meinen Ve- 
sprechungen mit dem Herrn Ritter Nigra behandelt habe, und über die wir, 
wie mir schien, in Uebereinstimmung sind. Sicherlich verlange ich nicht, daß 
er diese ergänzenden Erklärungen in seinen Bericht aufnimmt. Noch weniger 
will ich ihm einen Vorwurf daraus machen, daß er in seinem Document weder 
gegen die Anwendung hinterlistiger Mittel Verwahrung eingelegt, noch den 
Sturz der päpstlichen Herrschaft in Folge eines Aufstandes im 
Innern, den Manöver von Außen nicht hervorgerufen, vorgesehen hat. Wie 
der Herr Gesandte von Italien habe ich, wie das meine Correspondenz be- 
weist, gedacht, daß die Würde der Contrahirenden und das Anstandsgefühl es 
durchaus nicht gestatten, in diplomatischen Aktenstücken Vorausannahmen zu 
machen. Uebermaß von Vorberechnung wird in gewissen Fällen zur Belei- 
digung.“ 
2. Nov. Hr. Drouyn de l'/Huys und der italien. Gesandte Nigra suchen 
sich in Gegenwart des Kaisers über ihre gegenseitige Auffassung der 
September-Convention zu verständigen: 
Dep. an den franz. Gesandten in Turin: „...Wie dem aber 
auch sei, so war ich mit Herrn Nigra der Ansicht, daß das beste Mittel zur 
definitiven Hebung dieser abweichenden Meinungen das sei, in Gegenwart des 
Kaisers neue Aufklärungen auszutauschen. Dies ist diesen Morgen geschehen. 
Wir haben die Conferenz durch Vorlesung des Berichtes von Herrn Nigra 
eröffnet, und ich gab Kenntniß von meinen Depeschen, denen Seine Mojestät 
die Zustimmung zu ertheilen geruht hatte. Der italienische Herr Gesandte 
hat hierauf ein Schreiben vorgelesen, das er am 30. desselben Monats an 
den italienischen Minister des Auswärtigen gerichtet hatte, und worin er, 
indem er die vom Turiner Cabinette eingegangenen Verpflichtungen darlegt, 
auf die Bemerkungen antwortet, zu denen seine Depesche vom 15. Sept. mich 
veranlaßt hatte. Ich habe auf unsere früheren Erklärungen zurückgewiesen 
und verschiedene in meiner Depesche vom 30. resumirte Punkte, welche ich 
bestätige und worauf ich mich beziehe, der Prüfung noch einmal unterworfen. 
Ueber jeden dieser Punkte haben wir uns einverstanden gefunden.“ 
„ Niederlage der Regierung bei einer Wahl zum gesetzgeb. Körper 
im Marne-Departement. 
1. Dec. Dep. Drouyn de l'Huys an den franz. Gesandten in Rom: 
7. 
9. 
14. 
„Die Aufnahme, welche Ihrer Mittheilung zu Theil ward, und die Be- 
merkungen, welche sie sowohl Seitens des Papstes, als Seitens seines ersten 
Ministers hervorrief, konnten Sie nicht in Erstaunen setzen, und es ist gerade 
deshalb, weil die Haltung, welche der heilige Stuhl bis jetzt beobachtet, uns 
nicht gestattete, eine formelle und direkte Zustimmung zu den Bestimmungen 
des Aktes vom 15. Sept. zu erhoffen, daß wir es für besser gehalten haben, 
sie nicht von ihm zu verlangen. Diese Betrachtung, welche sich der Papst 
nach reiflicher Ueberlegung selbst machen wird, ist eine hinreichende Antwort 
auf die Art von Vorwurf, den Se. Heiligkeit darüber auszudrücken scheint, 
daß wir ihm nicht im Voraus unsere Absichten mitgetheilt haben." 
„ Proceß der XIII (bez. Wahlversammlungen). Der Appelhof von 
Paris bestätigt das Urtheil erster Instanz. 
„ Der Senator Moquard, der Cabinetschef des Kaisers . 
„ (Algier). Beendigung der Expedition im Süden. General 
Jussuf kehrt nach Algier zurück.