Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfter Jahrgang. 1864. (5)

Ucbersicht der Ereignisse des Jahres 1861. 349 
Rechte der Herzogthümer und Deutschlands einzustehen“; Sachsen Deutsc- 
nnd Württemberg traten vom Londoner Vertrage, dem auch sie seiner 
Zeit beigetreten waren, durch offene Erklärung wieder zurück; die 
beiden sich bekämpfenden Parteien der sog. Großdeutschen und Klein- 
deutschen legten ihren Hader vorerst bei Seite und gaben sich die 
Hand, um die Rechte der Nation gemeinsam mit doppeltem Nachdruck 
zu unterstützen; in Ermanglung eines deutschen Parlaments traten 
fünfhundert Mitglieder deutscher Ständeversammlungen ohne Unter- 
schied der Parteien in Frankfurt zusammen und beschlossen einstim- 
mig, eine „Erklärung der Rechte“ zu erlassen, wonach sie die Tren- 
nung der Herzogthümer von Dänemark und die Constituirung der- 
selben als eines selbständigen Staates unter dem Herzog Friedrich 
von Augustenburg verlangten und sich verpflichteten, „diejenigen deut- 
schen Regierungen zu unterstützen, welche für das volle Recht der 
Herzogthümer ehrlich und thatkräftig einträten und dagegen diejenigen 
Regierungen mit allen verfassungsmäßigen Mitteln zu bekämpfen, 
welche das Recht und die Ehre Deutschlands in dieser Sache preis- 
gäben“; die Bundesversammlung aber beschloß in erster Linie, einen 
Vertreter des Königs von Dänemark für Holstein und Lauenburg 
nicht anzuerkennen und die holsteinische Stimme am Bunde vorerst 
zu suspendiren, in zweiter Linie wenigstens, die schon zu wiederholten 
Malen beschlossene, jedoch immer wieder aufgeschobene Execution in 
Holstein nunmehr wirklich ins Werk zu setzen. Um die Mitte December 
1863 setzten sich 12000 Sachsen und Hannoveraner in Bewegung, 
rückten in Holstein ein und noch bevor das Jahr zu Ende ging, 
war das Herzogthum von den Dänen gänzlich geräumt. Von selbst 
wurde jetzt die Execution zur Occupation: sobald sie nur aufathmen 
konnten, erklärten die holsteinischen Männer aller Orten sich rechtlich 
los und ledig von Dänemark und riefen den Herzog Friedrich als 
ihren rechtmäßigen Landesherrn aus. Am letzten Tage des Jahres 
erschien derselbe sogar selbst ganz plötzlich zu Kiel in der Mitte 
seiner zukünftigen Unterthanen, um ihre Huldigung entgegen zu 
nehmen, um ihnen als Mittel= und Stützpunkt zu dienen und um 
alles vorzubereiten, die Regierung, sobald ihn der deutsche Bund 
anerkannt haben würde, übernehmen und mit Hülfe des Bundes auch 
seine Ansprüche auf Schleswig zur Geltung bringen zu können. 
Europa war gegen sie, aber die Bevölkerungen der Herzog-