Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfter Jahrgang. 1864. (5)

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der dem Ausschuß der Abgeordneten dutch sein Mandat angewiesen ist — dem 
Wege der friedlichen Agitation — sei nichts zu erreichen. Wir antworten mit 
dem Aufruf vom 24. Januar: diese Behauptung wird begründet sein von 
dem Augenblick an, wo alle Mittel der friedlichen Agitation bis zum letzten 
erschöpft sind; zur Stunde sind sie es noch nicht. Im Süden wie im Nor- 
den, in Bayern und Württemberg wie in Preußen und anderwärts ist noch 
keineswegs alles geschehen, was geschehen konnte, um die Fürsten und ihre 
Rathgeber nicht allein von der Einmüthigkeit, sondern auch von der uner- 
schütterlichen Energie des Volkswillens zu überzeugen. Die Presse, die Ver- 
eine, die Landesvertretungen haben vielfach ihre Schuldigkeit nur halb ge- 
than. Die Ahnung einer gewaltsamen Katastrophe, die über kurz oder lang 
aus der Preisgebung der Herzogthümer sich entwickeln würde, gewinnt in 
immer weiteren Kreisen Verbreitung; sie ist noch neuerlich von dem Führer 
der conservativen Partei in Bayern mit rückhaltloser Schärfe ausge- 
sprochen worden. Wenn aber der gewaltsame Umsturz der bestehenden Staats- 
ordnung von jedem gesitteten Volk als ein schweres Uebel empfunden wird, 
und die Theilnahme an revolutionären Entwürfen für jeden gewissenhaften 
Mann der schwerste Entschluß seines politischen Lebens ist, so muß es unsere 
Aufgabe bis zum letzten Augenblick sein, die verblendeten Regierungen und 
Dynastien von dem Abgrund zurückzuhalten, dem sie entgegengehen. Erst 
wenn die äußerste Anstrengung der geregelten Volkskraft fruchtlos geblieben 
ist, tritt die Revolution in ihre Rechte ein; dann erst besitzt sie auch die Kraft, 
ihre Gegner unwiderstehlich niederzuwerfen.“ 
. 12. Febr. (Holstein). Altona wird von einem Bataillon Preußen trotz 
des Protestes der Bundescommissäre besetzt. Eine telegraphische De- 
pesche aus Frankfurt weist die Bundescommissäre an, „das preu- 
ßische Militär aufzunehmen“; die Bürger fügen sich den Eingquar- 
tirungsbefehlen. Die Hauptwache bleibt in den Händen der Bundes- 
truppen. 
„ „ (Schleswig). Die deutschen Abgeordneten der schleswig'schen 
Ständeversammlung kommen in Schleswig zusammen und beschließen, 
eine Deputation von 12 Mitgliedern an den König von Preußen 
und an den Kaiser von Oesterreich zu senden, um für die Aner- 
kennung der Landesrechte und des Herzogs Friedrich zu wirken. 
13. „ (Bundestag). Der Conflict in Holstein zwischen Wrangel und 
den Bundesautoritäten liegt der Bundesversammlung vor. Oester- 
reich und Preußen erklären, „es handle sich im Wesentlichen um eine 
Truppenregulirung auf einigen Punkten der Hauptverbindungslinien 
der Armee“ und wünschen bezügliche Weisungen der Bundesversamm- 
lung an General Hake „Behufs Regulirung der Frage.“ Sachsen 
protestirt „gegen die wider feierliche Zusage, ohne Zustimmung des 
Bundes ergriffene Maßregel“ und beantragt „die Bundesversammlung 
wolle dagegen reclamiren, Erfüllung der gemachten Zusagen ver- 
langen, und alle, zur Sicherstellung ihres Ansehens erforderlichen 
Maßnahmen ergreifen, insbesondere die, in dem Bundesbeschluß vom 
22. Jan. d. J. vorbehaltene Berufung anderweitiger Reserven 
und zwar aus Truppen des 7. und 8. Bundes-Armeecorps bewirken.“ 
„ „ (Preußen). General v. Manteuffel geht in außerordentlicher 
Mission nach Dresden. — Der König empfängt die Deputation