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Deutschland.
Ende Apr. (Preußen). Gedicht für Annexion der Herzogthümer an Preu-
ßen, gedruckt in der Decker'schen Oberhofbuchdruckerei.
— Apr. (Oesterreich). Von Seite keines der im Laufe des März
und April versammelten Landtage der deutsch-österreich. Kronländer,
auch nicht derjenigen von Oberösterreich oder Steiermark, erfolgte
eine Demonstration für die deutsche Sache in den Herzogthümern,
sondern lediglich loyale Anerkennung der tapfern Armee.
— Mai. (Holstein und Schleswig). Von Preußen aus wird in den
beiden Herzogthümern eine Adresse an den König von Preußen in
Umlauf gesetzt, welche geradezu die Einverleibung der Herzogthümer
in Preußen verlangt:
„ . Ew. k. Maj. Feinde sind unsere Feinde! Sie sind unseres Landes
schonungslose, rücksichtslose Aussauger und Unterdrücker gewesen. Wir
wagen es, in diesem feierlichen Augenblick auszusprechen, was die Brust vieler
Tausende bewegt und die laute Freude unseres Herzens noch mit einem Wölk-
chen bangen Schweigens verschleiert: der Sieg der Preußen würde sich in
unser Aller entsetzlichstes Unglück, in den vollständigsten Ruin unserer Fa-
milien verwandeln, er würde Tausende von uns auf immer von dem Boden
ihres Geburtslandes verbannen, wenn Ew. Maj. nach dem, was sich jetzt
unter uns zugetragen, Ihre schützende Hand von uns abzögen und uns unter
irgend einer Form wiederum dem dänischen Regimente überließen. Königliche
Majestät! Ein gemeinsames Band des Schutzes und Trutzes gegen Dänemark
und jeden andern äußern Feind umschlinge unser Land bis zur Königsau
mit Preußen! Schleswigs Söhne sind bereit, ihre Seetüchtigkeit auf der
preußisch-deutschen Kriegsmarine zu bewähren und mit Preußen und Deutschland
gegen ganz Europa einzustehen für des preußisch-deutschen Reiches Grenze
an der Königsau und für der Herzogthümer Selbstregierungsrecht und innere
provinziale und locale Freiheit und Selbständigkeit. Die Integrität des
preußisch-deutschen Reiches deutscher Nation bis zur Königsau und
die innere Selbständigkeit der Herzogthümer, das sei unser, sei Preußens und
ganz Deutschlands oberstes Princip, Feldgeschrei und Losung! Möge der Gott
der Heerschaaren und Schlachten, der auch der Gott des Völkerglücks und der
Wohlfahrt des Einzelnen ist, Ev. Majestät Herz lenken, daß es in dieser für
unsere, für Preußens und Deutschlands Zukunft vielleicht auf Jahrhunderte
entscheidenden Zeit, unbekümmert um der Engländer, Russen, Franzosen
Dreinreden, sich entschließe und handle, wie Ew. Majestät großer Ahnherr, wie
König Friedrich solcher Lage und Aufgabe, gegenüber sich entschlossen und ge-
handelt haben würde."
2. „ (Zollverein). Endliche Wiedereröffnung der Berliner Zoll-
conferenz. Die Vertreter Bayerns, Württembergs, Hessen-Darmstadts
und Nassau's fehlen; diejenigen Kurhessens und Hannovers erklären,
daß sie nur bei einer Betheiligung aller Zollvereinsregierungen an
weiteren Verhandlungen Theil nehmen könnten.
(Hessen-Darmstadt). Die II. Kammer steht davon ab, in
eine nochmalige Berathung des Gesetzesentwurfs über die religiöse
Erziehung der Kinder einzutreten.
3. „ (Bundestag). Die Mehrheit der vereinigten Ausschüsse erklärt
sich gegen die von den beiden Großmächten vorgeschlagene Besetzung
der schleswig'schen Insel Fehmarn durch Bundestruppen und beharrt