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Preußen und der norddeutsche Bund.
Nothwendigkeit der Anwesenheit dieser Herren in ihrer Heimat sehr willkom-
men sein würde. Diese Verbesserungen nun bezweckte der Weimar'sche Antrag,
welcher auf desfallsige Abänderung der Geschäftsordnung gerichtet war. Bei
der Berathung der Sache ergab sich indessen, daß es dazu einer Abänderung
bestimmter Paragraphen der Geschäftsordnung gar nicht bedürfe, sondern daß
ein einfaches Ersuchen an den Bundeskanzler genügen würde, welches Ersuchen
denn auch einhellig beschlossen wurde.
— Dec. (Nordd. Bund). Auf den Antrag des Bundeskanzlers be-
schließt der betreffende Ausschuß des Bundesraths in diesem den
Antrag auf Einrichtung einer stehenden Schulcommission zu stellen,
wodurch die Berechtigung höherer Lehranstalten, Zeugnisse für die
Reife zum einjährigen freiwilligen Militärdienste auszustellen, nach
gemeinsamen Bestimmungen geregelt werden soll, die auch für die
Anstellungen im Post- und Telegraphendienst des Bundes die Ent-
scheidung geben werden.
--- Dec. (Nordd. Bund). Der (preuß.) Landesdirector v. Flottwell
wird zum waldeckschen Bevollmächtigten im Bundesrathe ernannt,
wodurch Preußen in demselben eine weitere Stimme zuwächst.
--- Dec. (Nordd. Bund). Die militärischen Verhältnisse des Bundes
werden als definitiv geordnet angesehen.
Die Berliner „milit. Blätter“ bemerken dazu mit Nachdruck, es bedürfe
jetzt „nur mehr eines kurzen Telegramms aus Berlin, um fast eine Million
Soldaten unter die Waffen zu rufen". Den Kern der Armee bildet die
preußische, „welche mit den ihr einverleibten früheren Contingenten bereits
völlig zu einem gleichartigen Ganzen verschmolzen ist“. Die definitiv preu-
ßischen Truppentheile sind gegenwärtig folgende: I. Feldtruppen 325 Batail-
lone Infanterie, worunter 29 von der Garde, 268 Schwadronen Cavallerie,
worunter 32 von der Garde, 1146 Geschütze bei 11 Artillerie-Regimentern,
worunter 96 Geschütze von der Garde, 12 Bataillone Pioniere. Die Zahl
der Combattanten beträgt hienach, ohne Offiziere, in runder Summe 410,000.
Hiezu treten die Bundes-Contingente mit rund 53,000 Combattanten in 43
Bataillonen Infanterie, 36 Schwadronen Cavallerie, 126 Geschützen, 1½
Pionier-Bataillon. Davon kommen in vorgedachter Reihenfolge auf Sachsen
29 Bataillone, 24 Schwadronen, 96 Geschütze, 1 Pionier-Bataillon; Braun-
schweig 3 Bataillone, 4 Schwadronen, 6 Geschütze, keine Pioniere; Meck-
lenburg-Strelitz 1 Bataillon Infanterie; Großherzogthum Hessen 10 Ba-
taillone, 8 Schwadronen, 24 Geschütze, 7 Pionier-Bataillon. II. Ersatz-
truppen. Preußen 107½ Bataillon Infanterie, 67 Schwadronen Cavallerie,
216 Geschütze, 12 Pionier-Bataillone mit rund 128,000 Combattanten. Hie-
zu treten die Bundes-Contingente mit 13 Bataillonen Infanterie (Sachsen
9 1/2, Braunschweig 1, Hessen 2 1/2), 9 Schwadronen Cavallerie (Sachsen 6,
Braunschweig 1, Hessen 2), 94 Geschützen (Sachsen 18, Hessen 6) oder 15,000
Combattanten. III. Besatzungstruppen. Preußen 190 Bataillone Infanterie,
14 Jäger-Compagnieen, 48 Schwadronen u. s. w. oder 175,000 Combattan-
ten. Hierzu 22,000 Combattanten der Bundes-Contingente, im Ganzen also
803,000 Mann ohne Offiziere, Train, Handwerker, besondere Formationen
u. s. w. u. s. w. Die Verschmelzung so vieler ehemaliger Bundes-Contin-
gente mit dem Heere führte den Offiziercorps zahlreiche neue Elemente zu
und machte andererseits wieder Abgaben an die neuen Truppentheile nöthig,
welche an Stelle der aufgelösten Contingente errichtet wurden. Zugleich be-
dingte diese Verschmelzung eine ganz neue Landwehrbezirks-Eintheilung, wo-
bei der Grundsatz festgestellt wurde, die kleinen Verwaltungsbezirke mit den