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Die süddeutschen Staaten.
Stimmen darauf, eine mehr als zweijährige Präsenzzeit nur für die
Reiterei, nicht auch für die Unteroffiziere zuzugestehen, mit 58 gegen
20 Stimmen auf der Streichung der Landwehrcontrolversammlungen,
mit 45 gegen 40 Stimmen darauf, das Freiwilligen-Institut auch
gebildeteren Landwirthen und Gewerbtreibenden zugänglich zu machen,
und läßt nur die Begünstigung der Jugendwehren mit 48 gegen
35 Stimmen fallen.
15. Febr. (Baden). Schluß des Landtags und Thronrede des Groß-
herzogs:
„ . . . Größere und mächtigere Aufgaben waren auf dem Gebiete der
nationalen Politik zu lösen. Mit hoher Befriedigung spreche Ich es
aus: Ich habe Mich nicht getäuscht in der Erwartung, daß Mein getreues
Volk Mir folgen wird auf dem Wege zu festerer nationaler Einigung. Sie,
die Vertreter des Landes, haben durch die That die Uebereinstimmung des-
selben mit den höchsten Zielen Meiner Regierung bekundet. Ich danke Ihnen
für die patriotische Einsicht und die muthige Opferbereitheit, mit welcher Sie
durch die Militärgesetze die Wehrkraft des Landes im nationalen Interesse
erhöhten, und durch die Bewilligung reichlicherer Mittel die Bestreitung des
größern Aufwandes ermöglichten, ohne den wohlbegründeten Credit des Lan-
des zu erschüttern. Ich weiß, Mein Volk wird, in richtiger Würdigung der
großen Aufgabe, für welche die Opfer gebracht werden müssen, sie willig
tragen. Es wird sich des Bewußtseins freuen, in redlicher Erfüllung des
durch Sie gutgeheißenen Allianzvertrags den Gliedern des nordd. Bundes eben-
bürtig zur Seite treten zu können. Es wird erkennen, daß in diesen Opfern
die Bürgschaft liegt für die Erreichung des nationalen Ziels in friedlicher
Entwicklung. Die Ausdehnung und Neubildung des Zollvereins auf par-
lamentarischer Grundlage, worin Sie mit Meiner Regierung die Erfüllung
eines längst gehegten Wunsches erblickt haben, ist ein erfreulicher Anfang der
Einigung Deutschlands auf dem Gebiete materieller Interessen. Die jetzt ins
Leben getretene Verfassung des Vereins ermöglicht ein regelmäßiges Fort-
schreiten seiner Gesetzgebung, und die Vereinigung der Vertreter aller seiner
Glieder, zunächst zur gemeinsamen Pflege bestimmter wirthschaftlicher Inter-
essen, ist eine bedeutungsvolle Stufe auch in der Gesammtentwicklung Deutsch-
lands. Edle Herren und liebe Freunde! In ernster Arbeit streben wir nach
einem großen Ziel: ein im Innern freies und kräftiges Staatswesen, ergänzt
und getragen durch die innige nationale Verbindung mit den übrigen deut-
schen Staaten. Durch entschlossene That sind wir diesem Ziele näher gerückt;
durch feste Beharrlichkeit werden wir es erreichen.
16.2. (Württemberg). Die II. Kammer nimmt das Kriegsdienst-
gesetz als Ganzes neuerdings mit 48 gegen 36 Stimmen an.
17.2. (Württemberg). Die II. Kammer muß die Ueberweisung
von Preßprozessen wegen Beleidigung fremder Regenten und Regie-
rungen an die Schwurgerichte gegenüber dem Widerspruche der
I. Kammer wieder fallen lassen. — Ein Antrag Mohls auf Be-
schwerde gegen das Kriegsministerium wegen Adoption des Zünd-
nadelgewehrs erhält bloß 3 Stimmen.
18.2. (Württemberg). Die I. Kammer fügt sich bez. des Kriegs-
dienstgesetzes den Beschlüssen der II. Kammer vom 15. ds. und ge-
nehmigt das ganze Gesetz schließlich mit 26 gegen 4 Stimmen.