Spanien. 349
bezeichnet, welche im Interesse der öffentlichen Ordnung unter die Waffen zu
treten haben. Die Anmeldungen zum Eintritt in die Garde geschehen eben-
falls beim Alcaden, der darüber dem Bataillons-Commandanten Mittheilung
macht;z die Züge werden aus den Bewohnern derselben oder benachbarter
Straßen gebildet. Die Corps erhalten weder eine Uniform noch stehen sie
unter den militärischen Ordonnanzen und Gesetzen; die Abzeichen der ver-
schiedenen Grade werden nach Angabe des Alcaden angefertigt. Die Indivi-
duen, welche wegen Disciplinarvergehen aus einem Corps auggeschlossen
worden sind, können vier Jahre lang in kein anderes aufgenommen werden.
Sollte die Regierung sich genöthigt sehen zur Auflösung eines Corps zu
schreiten, so hat sie sofort den Cortes Anzeige davon zu machen, und wenn
dieselben nicht versammelt sein sollten, hat dieß in der ersten Woche der
nächsten Session zu geschehen; im einen wie im andern Fall muß aber sofort
zur Reorganisation des Corps geschritten werden. Das Decret verfügt die
Auflösung der revolutionären Nationalgarden noch nicht, es wird aber im
Anschluß daran ein anderes, das darüber Bestimmung betrifft, erwartet und
schon jetzt vorausgesehen, daß die Ausführung zu blutigen Conflicten führen
werde.
18. Nov. Auch die republikanische und die carlistische Partei erlassen
nunmehr ihre Wahlmanifeste.
Wahlmanifest der republikanischen Partei: Die Verfasser des
umfangreichen Aktenstückes, unter welchem man die Namen Orense und
Emilio Castelar bemerkt, bedauern zunächst in äußerst maß- und sogar pietät-
vollen Ausdrücken die Scheidung, welche unvermeidlicher Weise im Schoosie
ihrer Partei eingetreten ist, und definiren dann ihr Programm, wie folgt:
Die Republik, das ist der seinen natürlichen Schranken und seinen ursprüng-
lichen Functionen überlassene Staat, das ist die Gesellschaft, sich an die Stelle
der willkürlichen Gebote der alten Regierungen setzend; die Todesstrafe ab-
geschafft, das Strafsystem reformirt, die so lange unterdrückten und ausge-
beuteten alten Colonien wieder in den Besitz ihrer Autonomie gebracht, das
Budget um mehr als die Hälfte seiner scandalösen gegenwärtigen Ziffer re-
ducirt, die indirecten Steuern, die Conscription und die Werbung für die
Marine für alle Zeiten abgeschafft, die vollkommene Erfüllung des ganzen
demokratischen Programms. Und als Schmuck, als Krönung dieses gesegneten
Werkes, wird die Republik sofort auf den Altar des befreiten Vaterlandes
die Ketten von 800,000 Sklaven legen, welche nicht mehr in Knechtschaft
bleiben können von dem Tage an, da man den Schlüssel aller Ungerechtig-
keiten, nämlich die Hoffnung auf monarchische Restaurationen, unterdrückt.
Das Wahlmanifest der carlistischen Partei besagt: „Die Kanonen
von Alcolea haben die Convention von Vergara zerrissen. An diesem Tag
ging das salische Gesetz aus dem Zusammenstoß der Bataillone hervor, wie
es schon aus den Bekenntnissen des Manifestes von Cadiz hervorging. Wer
möchte nach den letzten dreißig Jahren es unternehmen wollen, in Spanien
die Monarchie ohne das salische Gesetz wiederherzustellen) Wer möchte es
versuchen wollen, das salische Gesetz ohne seinen rechtmäßigen Vertreter wieder-
herzustellen? Wer möchte die Verantwortung übernehmen wollen für die
unvermeidlichen Verwickelungen, welche sich hieraus nach Außen, und für das
Unglück, welches sich nach Innen ergeben würde. Die Legitimität ist für uns
das Grundgesetz der Monarchie, nicht aber der Absolutismus. Sie ist das
Königthum mit Cortes. Bringen wir die Tapferkeit und die Disciplin, welche
wir an dem Abend von Vergara hatten, in den Wahlkampf mit, wofern
dieser ehrlich und frei ist, und stellen wir auf friedlichem Wege die Legiti-
mität thatsächlich und rechtlich wieder her. Der Herzog von Madrid, ein
Muster von Ehre und Rechtschaffenheit, hat nicht die bitteren Anspielungen
des Programms von Cadiz zu fürchten. Betrachten wir überall, wo ein