Allgemeine Chronik. 15
des hl. Stuhles zurück und ermahnt die Fürsten, sich zu diesem Endziel zu
einigen.
16. Mai. (Oesterreich-Ungarn: Ungarn.) In Croatien fallen die Neuwahlen zum
Landtag ganz überwiegend im Sinne der nationalen Partei und gegen den
kaum geschlossenen Ausgleich mit Ungarn aus.
„ „ (Frankreich.) Die Pariser Commune läßt die Vendomesäule niederlegen.
Die Regierungstruppen machen inzwischen in der Belagerung der Stadt lang-
same aber sichere Fortschritte. Die Forts fallen wieder eines nach dem andern
in ihre Hände.
„ „ (Belgien.) Die II. Kammer genehmigt die ihr von der Regierung vor-
gelegte Wahlreform, die der clericalen Partei die Mehrheit bei den Gemeinde-
und Provinzialwahlen sichern soll.
18. „ (Frankreich.) Nat.-Versammlung: genehmigt den Frankfurter Friedens-
vertrag mit Deutschland mit 440 gegen 98 Stimmen.
20. „ (Frankreich.) Die Pariser Forts sind wieder sämmtlich in den Händen
der Regierung. Die Commune hat jede Aussicht verloren, die Stadt zu
halten und beschließt, nöthigenfalls vor den eindringenden Truppen alle öffent-
lichen Gebäude in Brand zu stecken.
„ „ (Schweden.) Der König bedauert in seiner Thronrede zum Schluß des
Reichstags das Scheitern des Heeresreformplanes und kündigt auf den Herbst
eine außerordentliche Session behufs neuer Berathung dieser Frage an.
21. „ (Frankreich.) Die Regierungstruppen dringen zunächst durch die Porte
St. Cloud in Paris ein.
22. „ (Deutsch-franz. Krieg.) In Folge des Friedensschlusses mit Frankreich
wird sofort der theilweise Rückmarsch der deutschen Armee aus Frankreich
angeordnet.
„ „ (Deutsches Reich.) Reichstag: genehmigt die Vorlage des Bundesraths
bez. Vereinigung von Elsaß und Deutsch-Lothringen mit den Modificationen,
daß die Dictatur statt bis zum 1. Jan. 1874 nur bis dahin 1873 dauern
und daß Anleihen oder Uebernahme von Garantien für die Reichslande an
die Zustimmung des Reichstags gebunden sein sollen.
„ „ (Deutschland: Preußen.) Der Conflict der Regierung mit dem Bischof
von Ermeland verschärft sich.
„ „ (Oesterreich-Ungarn.) Eröffnung der Delegationen.
„ „ (Frankreich.) Die Regierungstruppen rücken durch alle Thore in Paris ein.
23. „ (Deutsches Reich.) Reichstag: entscheidet sich gegen die Regierung mit
großer Mehrheit dafür, daß, wie man den Offizieren bereits sog. Retablisse-
mentsgelder zugestanden habe, so auch den Reservisten und Landwehrmännern
Darlehn oder einmalige Gaben aus der franz. Kriegsentschädigung gewährt
werden möchten.
„ „ (Deutschland: Bayern.) Der Bischof von Regensburg erklärt alle poli-
tischen Eide für ungültig, so weit sie den Kirchensatzungen widersprechen.
„ „ (Frankreich.) Die Generäle der Versailler Regierung lassen die in Paris
eingedrungenen Truppen ausruhen und gewähren dadurch den Insurgenten
Zeit, die beschlossene Zerstörung einer ganzen Reihe öffentlicher Gebäude wirklich
vorzubereiten.
26. „ (Deutsches Reich.) Reichstag: fordert den Bundeskanzler auf, die Errich-
tund einer deutschen Universität in Straßburg bald möglichst ins Werk
zu setzen.
24.—25. Mai. (Frankreich.) Drei Armeecorps agiren in Paris und drängen die
Insurgenten mehr und mehr zurück. Die Tuilerieen, das Stadthaus und
eine ganze Reihe anderer öffentlicher Gebäude werden von diesen in Brand ge-
steckt, die gefangenen Geiseln ermordet.