Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreizehnter Jahrgang. 1872. (13)

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Die pũpstliche Curie. 
ist, bei jedem Schritte seine eigene Ruhe, sowie die seiner Rathgeber und Diener 
gestört zu sehen? Auch die Freiheit der heiligen Congregationen, denen es ob- 
liegt, Fragen zu lösen und auf alle Consultationen der katholischen Welt zu 
antworten, ist von ungeheurer Wichtigkeit für die Sicherheit der Kirche, sowie 
für die legitimen dringenden Bedürfnisse aller christlichen Nationen. Es ist in 
der That nothwendig, daß Niemand auf Erden je an der Freiheit und Unab- 
hängigkeit der Entscheidungen und Beschlüsse zweisle, die vom gemeinsamen 
Vater der Gläubigen ausgehen. Es darf Niemand von der Furcht fremder 
Pressionen auf die Entschließungen des Papstes beängstigt sein. Der Payfst, 
die Congregationen und das Conclave selbst sollen nicht bloß faktisch frei sein, 
sondern diese Freiheit muß auch offenbar und sichtbar hervortreten, so daß in 
dieser Beziehung kein Zweifel bestehen darf. Da nun die religiöse Frei- 
heit der Katholiken als unumgängliche Vorbedingung die 
Freiheit des Papstes nöthig hat, so folgt daraus, daß, wenn der 
Papst, der oberste Richter und das lebendige Organ des Glaubens und des 
Gesetzes der Katholiken, nicht frei ist, sie auch nie von der Freiheit und Un- 
abhängigkeit seiner Handlungen Überzeugt sein können. Daher die Zweifel und 
Aengsten der Gläubigen; daher die religiösen Aufregungen der Staaten, daher 
jene katholischen Demonstrationen, welche als Ausdruck der inneren Unruhe 
der Geister seit dem gewaltsamen Raub des letzten Restes des päpstlichen Be- 
sites mit jedem Tage wuchsen und nicht eher ein Ende haben werden, als bis 
das Haupt der katholischen Christenheit wieder in den vollen und thatsächlichen 
Besitz seiner Unabhängigkeit eingesetzt ist. Unter solchen Umständen ist es schwer 
zu begreifen, wie man noch im Ernst von einer Versöhnung zwischen dem 
Papstthum und der usurpatorischen Regierung reden kann. Und was für eine 
Versöhnung könnte in der That bei der gegenwärtigen Lage der Dinge statt- 
finden? Es handelt sich nicht um eine gewöhnliche Frage, welche, sei es in 
politischer, sei es in religiöser Hinsicht, aufgetreten wäre und Wege zu einer 
angemessenen Transaktion offen ließe. Es handelt sich vielmehr um 
eine gewaltsame, dem römischen Oberhirten geschaffene Lage, 
welche fast vollständig jede Freiheit und Unabhängigkeit zer- 
stört, die für die Verwaltung der Kirche unbedingt nothwendig 
ist. Wenn der römische Oberhirt sich also einer solchen Versöhnung geneigt 
zeigte, so würde dieß gleichbedeutend für ihn damit sein, nicht nur daß er auf 
alle Rechte des heiligen Stuhles, die ihm von seinen Vorgängern üÜberliefert 
wurden, Verzicht leistete, sondern auch daß er aus freien Stücken sich darein 
ergäbe, in der Auslibung seines obersten Amtes fortwährend auf Hindernisse 
zu stoßen, die Gewissen der Gläubigen in Unruhe und Aufregung zu lassen, 
sich den Weg zur freien Verkündigung der Wahrheit zu verschließen, mit 
Einem Worte: freiwillig den Launen einer Regierung jene erhabene Mission 
preiszugeben, welche das römische Pontifikat unmittelbar von Gott erhalten 
hat, mit der strengen Verpflichtung, deren Unabhängigkeit vor jeder menschli- 
chen Gewalt zu bewahren. Nein, Wir können Uns nicht beugen vor den An- 
griffen gegen die Kirche, vor der Usurpation ihrer heiligen und unverletzlichen 
Rechte, vor der ungeziemenden Einmischung der bürgerlichen Gewalt in die 
religiösen Angelegenheiten. Fest und unbeugsam in der mannhaften Verthei. 
digung der Interessen der Unserer Obhut anvertrauten Heerde, mit allen Mit- 
teln, welche Uns zu Gebote stehen, sind wir bereit, noch größern Opfern ent- 
gegenzugehen und, wenn es sein muß, selbst unser Lebensblut zu vergießen, ehe 
wir irgend eine der Uns vom höchsten Apostolat auferlegten Pflichten ver- 
säumen. Was sollten Wir auch nicht? Mit der Hilfe des Herrn werden wir 
nie verfehlen, den Hirten der Kirche und den andern heiligen Dienern, welche 
in der schweren Noth der Zeiten so viele Kämpfe für die Sache Gottes und 
das Heil der Seelen, für die Vertheidigung des heiligen anvertrauten Gutes 
des Glaubens, für die Unverletzlichkeit der ewigen Prinzipien der Moral und 
Gerechtigkeit bestehen, ein Beispiel der Kraft und des Muthes zu geben. Was
	        
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