Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreizehnter Jahrgang. 1872. (13)

7. Belgien. 
23. Febr. In Antwerpen demonstrirt die Bevölkerung gegen die Anwesen- 
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heit des Grafen Chambord, der sich seit einiger Zeit daselbst aufhält 
und zahlreiche legitimistische Deputationen aus Frankreich empfängt. 
II. Kammer: Die Regierung wird darüber interpellirt, daß der 
Gouverneur von Antwerpen dem Grafen Chambord seine Aufwartung 
gemacht habe. Dieselbe behauptet, der Besuch des Gouverneurs sei 
ein einfacher Akt der Höflichkeit gewesen, der dem Grafen Blacas, 
nicht dem Prätendenten gegolten habe, welchen letzteren der Gouver- 
neur gar nicht gesehen habe. 
„ Neue Demonstrationen der Bevölkerung gegen Chambord, die sich 
zu förmlichen Unruhen gestalten. Die Polizei verbietet die Ansamm- 
lung von mehr als 5 Personen in der Nähe des Hotels, in welchem 
Graf Chambord abgestiegen ist. 
„ Graf Chambord empfängt in Antwerpen eine Liller Deputation 
mit einer weißen Fahne. Die Deputation trifft ihren König in Ant- 
werpen bereits von der Emeute der dortigen Bevölkerung bedroht und 
muß sich nach Hause förmlich durchschleichen, indem ihre Mitglieder 
eine Stunde vor Lille aussteigen und, um der Verhöhnung und Miß- 
handlung zu entgehen, einzeln und verstohlen durch den Koth nach 
Hause kehren müssen. 
„ II. Kammer: Eine neue Interpellation bezüglich der Anwesenheit 
des Grafen Chambord in Antwerpen ruft eine lange Debatte hervor. 
Die Moajorität beschließt indeß mit 58 gegen 37 Stimmen, „befriedigt 
von den Erklärungen der Minister“ zur Tagesordnung überzugehen. 
Die liberale Opposition greift nochmals die Höflichkeitsbesuche der Regierung 
bei dem Grasen Chambord an, in denen die öffentliche Meinung gewisse Hin- 
neigungen erkenne, ferner, daß eine weiße, mit Lilien besäete Fahne in Antwerpen 
entfaltet worden sei und daß im Hotel des Prätendenten auf die Wiederher- 
stellung des Königs von Frankreich und der weltlichen Macht des Papstes ge- 
trunken worden sei. Der Minister des Auswärtigen erklärt, die Anwesenheit 
des Grafen Chambord sei nicht als die Ursache, sondern als der Vorwand für 
die Unruhen in Antwerpen zu betrachten und Hr. d'Hane-Heenhuyse, Schöffe
	        
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