198 Das denische Reich und seine einzelnen Glieder. (Dec. 11.)
jagen sie sich das selbst, und faise ich die Dinge so, lann ich forkfahren: wer
wird ihnen dann glauben können, daß sie wirklich Frieden wollen! Der
Vorwurf, Sie wollen keinen Frieden und seien darum ein HFinerait, des
Friedens, der wird Ihnen bei solchen Erwägungen unabweislich ausgedrückt.
M. H., es sind in der That logische Bestrebungen, die in solchen Anträgen
Aus Kdrück sinden. (Ruf im Centrum: Abwarten!) Erlanben Sie, ich werde
Sie bald in die Wirklichkeit zurückführen. Die Staatsregierung hat in dem
ganzen Verlaufe des Kampfes, welchen wir in den letzten 6 bis 7 Jahren
geführt, keinen Zweisel darüber gelassen, daß sie den Kampf nicht um des
Kampfes willen, sondern um des Friedens willen führt. Ich weiß ganz
genaun, daß, als ich die ersten sog. Maigesee auf den Tisch dieses Hauses
niederlegte, ich mit vollem Nachdruck diesem Gedanten Ansdruck gegeben habe,
und nicht bloß in meinen Worten, sondern auch in den Worten maßgebender
Persönlichkeiten ist derselbe Gedanke bei den vielfachsten Gelegenheiten zum
Ausdruck gekommen. Ich habe freilich eben rufen oder lachen gehört. Jeden-
falls ein Ausdruck dafür, daß man das für eine Redensart hält. Nun, ich
will einmal alle anderen Gründe beiseite lassen, ich will Sie bloß bitten,
den menschlichen Standpnult ins Ange zu fassen, der doch gewiß Sie davon
überzeugen muß: einen Rampf, wie den, führt kein Mensch um des Kampfes
willen, weil er's nicht aushalten kann. Es hat der Präsident des Staats-
ministeriums eine Gelegenheit wahrgenommen, um Ihnen zu sagen: er hoffe
auf den Frieden zu einer Zeit, wo einmal ein friedlicher Paypst da sein wird.
Nun, der Fall ist eingetreten. Der Papst Leo hat seine friedliebende Ge-
sinnung vielfach ausgedrücll, und damit war nicht bloß die Gelegenheit für
die Staatsregierung erwachsen, sondern die Pllicht, der Frage näher zu treten,
ob sich jetzt durch Erörterungen eine Basis für den Frieden gewinnen ließe;
sie konnte sich dieser Aufgabe nicht entziehen, aber, die Natur dieser Bajiz
war auch eine gegebene, sie findet ihren Ausdruck in dem 1 Ihnen allen be-
kannten Schreiben Sr. k. u. k. Hoh. des Kronprinzen an Se. Heiligleit den
Papst, und dort ist als Basis für den Frieden bezeichnet worden die Weg-
weisung der principiellen Fragen, die zu principiellen Gegensäßen führten,
aus den Erörterungen. Die Aufmerksamkeit würde zu lenken sein zunächst
auf solche Punkte, deren Anegleichung möglich ist auf der einen Seite ohne
Verletzung der Gesetze und auf der auderen Seite ohne Verlehung der kirch-
lichen Principien, und der Raum ist gar kein enger. Ich darf Sie nur er-
innern an das, was in anderen Ländern als zulässig gilt, ich darf Sie nur
erinnern, wie viele und empfindliche Bestimmungen der sog. Maigesetze sofort
unanwendbar wären, wenn nur ein weniges geschieht, und manches andere
würde sich noch vorfinden. Wenn unn dem so ist, wenn auf beiden Seiten
der redliche Wille besteht, zu einem Frieden zu gelangen, so meint man —
und es ist das eine recht weit verbreitete Meinung — daß der Friede nun
so schnell auch kommen könne, daß er wo möglich in wanigen Wochend a sei.
M. HH.! Die friedliebende Gesinnung und das redliche Wollen des Friedeus
reicht unter schweren Verhältnissen nicht aus; es kommt vieles in #roochl.
Es ist, wenn man von Verhandlungen nichts weiß, bekanntermaßen eine
große Neigung, Nachrichten zu erfinden. Diese Neigung scheint mir hier
durch einen irrigen Schluß aus der Friedensliebe und der friedfertigen Ge-
sinnung auf baldiges Eintreten des Friedens verstärkt zu sein. Darum die
vielen falschen Nachrichten, die in der Welt herumschwirren, und die auch,
wenn man sie bei einigem Ansehen jofort als unmöglich erkennt, doch ge-
glaubt werden. Worin liegt denn die große Hauptschwierigkeit? Nach der
einen Seite will ich es nicht weiter ausführen; es scheint mir doch aber nicht
unwerth zu sein, zu bemerken: auch der friedferligste Träger der Curie bleibt
doch immer Träger der Curie, und, was für einen Charakter muß denn der