Jeriugal. (März 6. —September 15. 271
6. März. (Kammerwahlen.) Das Resultat der Wahlen
zur 2. Kammer ist: 108 Anhänger der Regierung, 36 Konservative
und 2 Republikaner.
Ende April. (Finanzen.) Finanzminister Carvalho legt
den Kortes das Budget vor, welches mit einem Fehlbetrage von
15.000,000 Franken abschließt und schlägt zur Bedeckung dieses
Ausfalls folgende Finanzoperationen vor:
Die Privattabakfabriken sollen künftig dem Staate einen Reinertrag
an Steuern von 5.000,000 Fr. garantieren, eventuell will die Regierung
eine gemeinschaftliche Tabakregie mit ihnen gründen. Ferner soll der Bank
von Portugal für die Zukunft die Notenausgabe für das ganze Land, die
Erhebung der direkten Steuern und die Auszahlung der Beamtengehälter
gegen entsprechende finanzielle Gegenleistungen übertragen werden.
Hingegen soll der Zolltarif erheblich herabgesetzt werden.
Ende Juli. Der Sultan von Zanzibar verzichtet auf
seine Ansprüche an die Bai von Tungi.
Ende Juli. (Afrikanische Kolonien.) Die Kortes be-
willigen die über die Abgrenzung des Kolonialgebietes mit dem
Kongostaat, Deutschland und Frankreich geschlossenen Verträge.
Danach tritt Portugal an Deutschland in Angola das Gebiet zwischen
dem Kunene und dem 18. Grad füdl. Breite (vgl. Geschal 1886, Dez. 30.),
an Frankreich in Guinea das Ufergebiet der Flüsse Kasamansa und Nuno ab.
15. September. Marineminister Macedo wird aufs Neue
in seinem Ressort zum Minister ernannt.
Derselbe war im Mai zurückgetreten, nachdem ihn der Deputierte
Ferreirad'Almeida nach einer Kammersitzung öffentlich geohrfeigt hatte.
Die Pairskammer verurteilte hierauf den Deputierten zu 4monatlichem Mili-
tärgefängnis. Als er die Strafe abgebüßt hat, fordert ihn Macedo zum
Zweikampfe, was großes Aergernis hervorruft, da diese gesetzlich unerlaubte
Handlung ganz in der Oeffentlichkeit betrieben wird und insbesondere die
igotten Kreise verletzt. Der Zweikampf kommt infolge der von Almeida
gestellten schweren Bedingungen nicht zu stande.
Anf. Dezember. Die Regierung belegt die Ausfuhr gewisser
Kolonialprodukte aus dem Kongogebiete mit Zöllen.